Nach den jüngsten Börsenturbulenzen Anfang August 2024, die dem japanischen Nikkei-Index zum Wochenstart einen Tagesverlust von mehr 12 Prozent bescherten, ist der Begriff Carry Trade wieder in aller Munde. Denn genau solche dürften nach Expertenmeinung für einen Großteil der Verluste an der japanischen Börse verantwortlich sein.
Deshalb wollen wir in diesem Beitrag beleuchten, was Carry Trades eigentlich sind und welchen Zweck Anleger mit Ihnen verfolgen.
Was ist ein Carry Trade?
Die grundsätzliche Idee hinter einem Carry Trade ist es, sich Geld zu einem niedrigen Zinssatz zu leihen und dieses dann zu einem höheren Zinssatz anzulegen. Also Zinsunterschiede auszunutzen, um damit Gewinn zu erzielen.
An den Finanzmärkten sind Carry Trade vor allem im Bereich des Forex-Handels (also des Handels mit Währungen) beliebt. Bei einem solchen Carry Trade leihen sich Anleger Kapital in einer Währung mit einem niedrigen Zinssatz, um dann in Vermögenswerte in einer Währung mit höherer Verzinsung zu investieren.
Warum ist ein Carry Trade eine beliebte Strategie bei Investoren?
Der Anleger zahlt also für das geliehene Geld einen niedrigeren Zinssatz, bekommt aber auf der Gegenseite einen höheren Zinssatz seine Geldanlage in der gekauften Währung. Er profitiert also von der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen, mit der er seinen Gewinn erzielt.
Neben der Zinsdifferenz locken Carry Trades auch deshalb Anleger, da sie Zeiten stabiler Wechselkurse und Zinssätze hohe Renditen bieten, während die Risiken meist überschaubar sind.
Risiken von Carry Trades
Wie bereits erwähnt, sind die Risiken von Carry Trades solange überschaubar, wie Wechselkurse und Zinssätze stabil sind. Der Kurssturz des Nikkei vergangenen Montag hat allerdings gezeigt, wo die großen Risiken von Carry Trades liegen: Wenn sich nämlich Zinssätze völlig überraschend ändern.
So geschehen diese Woche in Japan. Denn Investoren hatten sich in großem Stil Geld in Japan geliehen, da dort die Zinsen weiter nahe Null liegen. Dieses über Kredite aufgenommene Geld haben sie dann in Währungen von Ländern getauscht, deren Zinsen höhere liegen und dort in Vermögenswerte wie Aktien oder Anleihen investiert. Um über die Zinsdifferenz Gewinne zu erzielen.
Als nun am Montag die Bank of Japan den Zinssatz leicht erhöhte, verringerte sich die Differenz des Yen gegenüber vielen anderen Währungen. Die Angst vor weiter steigenden Zinsen in Japan veranlasste deshalb viele Anleger, ihren Carry Trade aufzulösen. Da das mit dem Verkauf von Vermögenswerten verbunden war, schickte das – verbunden mit weltweiten Rezessionsängsten – den Aktienmarkt auf Talfahrt.
Praktisches Beispiel für einen Carry Trade
Ein Carry Trade funktioniert bereits in ganz kleinem Maßstab, ohne dass Währungen getauscht werden müssen. Leiht sich ein Privatanleger bei seiner Bank 10.000 Euro zu einem aktuellen Zinssatz von 1% und kauft sich damit Anleihen, die mit 3% verzinst werden, haben wir bereits einen Carry Trade. Denn mit der Zinsdifferenz von 1% und 3% will der Investor Gewinn erzielen.
Im Forex-Handel liegt beispielsweise ein Carry Trade vor, wenn ein Spekulant die Zinsdifferenz aus dem Zinsniveau von Japan und den USA ausnutzen will. Dazu nimmt er in Japan einen Kredit von 1 Millionen Yen zu einem Zinssatz von 0,5% auf. Anschließend kauft er damit US-Dollar und investiert sein Geld in den USA zum höheren Zinssatz. Der Spekulant wird den Trade beispielsweise schließen, wenn die Fälligkeit des Kredits erreicht ist, wenn sich die Zinsen oder die Wechselkurse ändern. Dazu muss er dann auch das Geld von US-Dollar wieder zurück in Yen tauschen.