Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
eine Rekordzahl an kriegerischen Konflikten weltweit, Rekordschuldenberge in den USA und der restlichen Welt, das anhaltende Zollchaos, ein außer Kontrolle geratener US-Präsident und auch sonst jede Menge Despoten – all das schafft es nicht, die Rekordjagd an der Börse zu stoppen. Jedenfalls nicht in den USA: Der Technologieindex Nasdaq100 eilt dort on Rekord zu Rekord und nimmt mittlerweile sogar die Marke von 23.000 Punkten ins Visier. Auch der breit gefasste S&P 500 verzeichnet neue Rekorde und notiert mittlerweile über 6.200 Punkten. Offenbar glauben vor allem viele Amerikaner weiterhin, dass die Wirtschaftspolitik ihres gewählten Präsidenten für neuen Wohlstand sorgen kann. Für die einkommensstarken Schichten mag das gelten, doch der Rest wird mit Sicherheit irgendwann die Erkenntnis erlangen, dass das Kreuz auf dem Wahlzettel vielleicht doch falsch gesetzt war.
Während Europas Börsen, und hier allen voran der deutsche Aktienmarkt, in der ersten Jahreshälfte das Tempo vorgaben, fallen diese Märkte jetzt etwas zurück und können der wieder aufgenommenen Rekordjagd an der US-Börse nicht folgen. Zwar unternahm der DAX Ende letzter Woche einen neuen Anlauf in Richtung der 24.000er-Marke, fiel aber wieder darunter zurück, sodass das Rekordhoch wieder etwas außer Reichweite gerät. Im Abschnitt Marktstimmung & Ausblick werfe ich einen Blick auf die aktuell bestimmenden Faktoren, das Marktsentiment und die charttechnische Situation im DAX.
Mit sehr viel Schwung sind in der vergangenen Woche die Aktien des Sportartikelherstellers Puma ins AktivInvestor-Depot gestartet. So kann es gerne weitergehen. Aber auch viele andere Depotwerte konnten weiter kräftig zulegen. Alle wichtigen Nachrichten zu den Depotwerten können Sie wie gewohnt in den Depot-Updates nachlesen.
Die in der letzten Woche vorgestellte Trading-Idee hat sich dagegen bislang nicht ganz wie gewünscht entwickelt. Der Shorttrade auf den Nasdaq100 liegt nach dessen anhaltender Rekordjagd deutlich im Minus und nähert sich tatsächlich langsam dem Stop-Loss. Mal sehen, ob ich hier noch rechtzeitig die Kurve kriege.
News gibt es auch in der Watchlist, denn ich dünne die Liste etwas aus. Mehr dazu erfahren Sie im Watchlist-Update. Und natürlich gibt es am Ende dieser Ausgabe auch wieder jede Menge wichtige Wirtschaftsnachrichten im News-Update.
Viel Spaß mit der Lektüre und bewahren Sie bei der Hitze einen kühlen Kopf!
Es grüßt Sie herzlich, Ihr
Torsten Pinkert (Chefredakteur und Herausgeber)
Marktstimmung & Ausblick
Rekordjagd in den USA – Nasdaq und S&P500 auf Höhenflug
Während in den USA die Sorgen vor einer Stagflation – also der Kombination aus stagnierender Wirtschaft und weiter hoher Inflation – wachsen, keimt in Deutschland die Hoffnung auf einen Konjunkturaufschwung nach zwei Jahren mit Nullwachstum. Diese Signale senden zumindest die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten.
So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA im ersten Quartal 2025 überraschend deutlich um 0,5 Prozent zurückgegangen, während es in Deutschland mit einem Plus von 0,4 Prozent doppelt so stark wie erwartet zulegen konnte. Gleichzeitig sank die Teuerungsrate in Deutschland im Juni überraschend deutlich auf 2,0 Prozent, während der PCE-Preisindex in den USA im Mai mit 2,3 Prozent höher als erwartet ausfiel.
In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung an der Börse interessant. Während S&P 500 und Nasdaq100 in den USA auf Rekordjagd bleiben, tendiert der DAX in dieser Woche eher schwächer und fällt aktuell wieder deutlich unter die 24.000er-Marke zurück. Und auch wenn man jetzt einwenden mag, dass an der Börse ja schließlich die Zukunft gehandelt wird, könnten die Perspektiven für Deutschland mittelfristig durchaus besser aussehen als für die USA. Anleger sollten diesen Gedanken in ihre zukünftigen Handelsentscheidungen einbeziehen.
Deshalb sind jetzt alla Augen auf die US-Notenbank Fed und ihren Chef Jerome Powell gerichtet. Die Rufe nach einer deutlichen Senkung der US-Leitzinsen werden nämlich immer lauter – inzwischen nicht mehr nur die von Donald Trump. Sogar intern sollen sich immer mehr Fed-Mitglieder für deutlichere und schnellere Zinsschritte aussprechen, um die US-Konjunktur anzukurbeln. Powell stellt sich dem jedoch weiterhin entgegen und verweist auf die Inflationsrisiken, die aus der Wirtschafts- und Zollpolitik von Donald Trump resultieren. Bevor er deren Implikationen nicht vollständig einschätzen kann, will er die Zinsen (Stand jetzt) in diesem Jahr maximal zweimal um jeweils 25 Basispunkte senken.
Sollte Powell dem Druck nicht standhalten oder Trump doch noch einen Weg finden, Powell noch vor Ende von dessen Dienstzeit durch einen Getreuen zu ersetzen, könnte die US-Zinspolitik eine ganz neue Richtung nehmen. Fraglich ist, ob große und schnell Zinsschritte dann die gewünschten Auswirkungen hätten oder ob die Finanzmärkte nicht geschockt reagieren würden, sollte die US-Regierung so offen in die Geldpolitik eingreifen. Die Unabhängigkeit der Fed wäre dann dahin und der Vertrauensverlust immens.
Aktuell scheint das Vertrauen der Marktteilnehmer in mittelfristig weiter steigende Kurse noch groß zu sein. Dies ist auch an der Sentiment- und Indikatorenlage abzulesen. Mit jeder neuen Rekordmarke scheint die Gier der Anlegerinnen und Anleger nach weiteren Kursgewinnen zu wachsen.
Sentiment- und Indikatorenlage
Wieder deutlich zugelegt hat in den letzten Tagen angesichts der Kursrallye in den USA der von CNN berechnete Fear & Greed-Index auf den S&P 500. Von 57 Punkten steigt er auf 67 Punkte und bewegt sich damit langsam wieder in Richtung „Extreme Greed“. Häufig ein Signal für überhitzte Märkte und mögliche Korrekturbewegungen.
Ins Bild passt auch das von der Börse Stuttgart berechnete Euwax Sentiment, das eine unverändert optimistische Anlegerstimmung signalisiert. Von ca. 15 Punkten in der Vorwoche ist das Euwax Sentiment auf aktuell ca. 24 Punkte gestiegen, die Absicherungen gegen fallende Kurse also noch stärker als in der Vorwoche zurückgefahren werden.
Mit aktuell 17,1 Punkten unverändert zur Vorwoche notiert der Angstindex VIX (CBOE Volatility Index), der die Schwankungsbreite des S&P 500 misst. Damit scheint sich die Volatilität nach den starken Ausschlägen in den vergangenen Wochen und Monaten weiter zu normalisieren.
Auch das von der Association of Individual Investors (AAII) berechnete Anleger-Sentiment bestätigt diese Tendenz: Die Zahl der bullisch eingestellten Anleger steigt von 33,2 Prozent auf 35,1 Prozent, die der bärisch eingestellten Anleger geht von 41,4 Prozent auf 40,3 Prozent zurück. Auch hier rechnen scheinbar wieder mehr Anlegerinnen und Anleger mittelfristig mit steigenden Kursen.
DAX40: Im Niemandsland zwischen 23.000 und 24.000 Punkten
Der neue Anlauf des DAX in Richtung seines Rekordhochs bei 24.479 Punkten endete Anfang der Woche bei 24.120 Punkten, danach ging es wieder in den Rückwärtsgang und der deutsche Leitindex fiel unter die Marke von 24.000 Punkten zurück. Mit aktuell 23.820 Punkten liegt er wieder deutlich unter der runden Marke und bewegt sich damit charttechnisch impulslos im Niemandsland zwischen 23.000 und 24.000 Punkten.
Für einen neuen Anlauf Richtung Rekordhoch müsste zunächst die runde Marke von 24.000 Punkten zurückerobert und nachhaltig überwunden werden. Danach liegen die nächsten charttechnische Hürden bei ca. 24.150 Punkten und 24.326 Punkten (beides Zwischenhochs aus dem Mai).
Neben der Hoffnung auf neue Rekorde im DAX bleiben aber auch die Abwärtsrisiken groß. Sollte der DAX wieder Kurs Richtung 23.000 Punkte nehmen, befinden sich derzeit wichtige Unterstützungen u.a. am Rekordhoch vom März bei 23.476 Punkten, dem Zwischentief aus dem Mai bei 23.275 Punkten, an der runden Marke von 23.000 Punkten, dem Zwischentief aus dem Februar bei ca. 22.955 Punkten sowie dem Februar-Zwischentief bei ca. 22.230 Punkten.
Update zur Trading-Idee 26/2025: Nasdaq100-Short mit Ziel 23,2%Fibonacci-Retracement
Eine Woche ist rum und deshalb gibt es jetzt ein erstes Update zur Trading-Idee 26/2025 aus der vergangenen Woche.
Kurz zur Auffrischung: Am 25.06.2025 habe ich beim Stand von 22.280 Punkten eine Short-Position auf den Nasdaq100 eröffnet. Kursziel ist immer noch das 23,2%-Fibonacci-Retracement aus der am 7. April bei 16.340 Punkten begonnenen Abwärtsbewegung bei 20.890 Punkten. Den Stop-Loss habe ich bei 22.900 Punkten platziert. Meine Intension für die Short-Spekulation kann HIER noch einmal nachgelesen werden.
Direkt nach der Trade-Eröffnung ging es auch in die richtige Richtung (also gen Süden), das Tagestief lag bei 22.175 Punkten. Wäre ich kurzfristiger orientiert und würde nur Intraday handeln, hätte das ein schöner und schneller Gewinn sein können. Das Ziel ist es aber, mit einem eher größeren Swing-Trade auch einen etwas größeren Gewinn einzufahren. Allerdings machte sich der Nasdaq100 nach Erreichen des Tagestiefs wieder auf Richtung Allzeithoch und als er das geknackt hat, ging es mit neuem Schwung weiter bis auf das vorgestern erreichte neue Rekordhoch bei 22.721 Punkten. Von da aus hat nicht mehr viel bis zum Stop-Loss gefehlt.
Allerdings setzten dann Verkäufe ein und der Nasdaq100 fiel gestern bis auf 22.388 Punkten zurück, der Einstieg rückte zumindest wieder näher. Aus dem Handel ging der Nasdaq100 gestern mit 22.478 Punkten.
Ich bleibe im Trade investiert und spekuliere jetzt darauf, dass das vorgestern erreichte Rekordhoch nicht mehr erreicht werden kann und jetzt ein starker Widerstandsbereich ist, an dem der Index abprallt und wieder Richtung Süden dreht. Klappt das nicht, steht der Stop-Loss weiter bei 22.900 Punkten. Ob ich aber das Kursziel unverändert so weit entfernt (aktuell ca. 1.560 Punkte) belasse, darüber muss ich jetzt nochmal intensiv nachdenken.
Update: News zu Depotwerten
In der vergangenen Woche gab es zahlreiche Nachrichten zu Einzelwerten aus dem AktivInvestor-Depot. Hier der Überblick:
Puma SE: Dank Nike gelingt ein guter Start nach der Depotaufnahme
So könnte es die nächsten Wochen gern weitergehen: Die erst in der letzten Woche neu ins AktivInvestor-Depot aufgenommenen Aktien des Sportartikelherstellers Puma konnten auf Wochensicht rund sechs Prozent auf aktuell 22,77 Euro zulegen; exakt mit diesem Prozentwert liegen sie auch im Depot im Plus.
Für gute Stimmung sorgten vor allem ein am vergangenen Freitag vom US-Konkurrenten Nike vorgelegter etwas optimistischerer Ausblick auf das erste Quartal. Beim Umsatz wird nun nur noch mit einem Rückgang im mittleren Prozentbereich, Analysten haben hier mit schwächeren Zahlen gerechnet.
Das weckt bei Anlegerinnen und Anlegern die Hoffnung, dass auch Puma die Talsohle durchschritten haben und die Aktien sich von den starken Kursverlusten der letzten fünf Jahre endlich erholen könnte. Genau diese Hoffnung also, mit der ich meinen Kauf begründet habe: Operativ wieder…