Exchange Traded Funds bzw. ETFs bilden einen zugrundeliegenden Index 1:1 nach. In der Praxis bedeutet das: Steigt der Index um zwei Prozent, dann steigt auch der Kurs des ETF um zwei Prozent. Fällt der Index dagegen um vier Prozent, verliert auch der Kurs des ETF diese vier Prozent (die Tracking-Differenz haben wir hier aus Vereinfachungsgründen vernachlässigt). Außerdem haben wir bisher gelernt, dass mit ETFs die Entwicklung eines Index nachgebildet wird, d.h. Anleger setzen auf Kursgewinne in diesem Index. Das ist also die Standard-Variante eines ETF.
AnlegerInnen, die bereits sind, für eine höhere Rendite auch ein größeres Risiko zu akzeptieren, für die haben ETF-Anbieter die sogenannten Leveraged ETFs (bzw. gehebelte ETFs) entwickelt. Was dabei zu beachten ist, haben wir im folgenden Artikel zusammengefasst.
Wie funktionieren Leveraged ETFs?
AnlegerInnen nutzen normale ETFs häufig, um damit langfristig ein Vermögen aufzubauen. Der ETF-Anbieter bildet den ETF – physisch oder synthetisch replizierend – nach und der ETF erzielt in etwa die mit dem Index erzielte Kursperformance.
Anders sieht es bei einem Leveraged ETF aus: Hier nutzt der ETF-Anbieter Derivate (z.B. Optionen) oder Swap-Geschäfte, um die Performance des zugrundeliegenden Index zu multiplizieren, also die Rendite zu hebeln. Hat ein gehebelter ETF auf den deutschen Leitindex DAX beispielsweise einen Hebel von 3:1, dann steigt der gehebelte ETF durch den Einsatz dieser Finanzinstrumente um sechs Prozent, wenn der DAX um zwei Prozent zulegt. Ohne, dass der Anleger – wie sonst bei gehebelten Produkten wie z.B. CFDs üblich – eine separate Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegen muss. Im positiven Fall erzielt der gehebelte ETF also eine höhere Rendite, als der zugrundeliegende Index.
Mit einem gehebelten ETF versuchen ETF-Anbieter also, die Vorteile eines ETF mit der Aussicht auf eine höhere Rendite zu verbinden. Bewegt sich der zugrundeliegende Index in die gewünschte Richtung, kann der Anleger oder die Anlegerin mit einem gehebelten ETF eine höhere Rendite erzielen, als mit einem Standard-ETF, der die Indexentwicklung 1:1 nachbildet.
Der große Nachteil eines gehebelten ETF zeigt sich aber dann, wenn sich der Indexwert nicht in die gewünschte Richtung entwickelt, da der Hebel natürlich in beide Richtungen wirkt. Investiert ein Anleger bzw. eine Anlegerin beispielsweise in einen gehebelten ETF auf den DAX mit Hebel 4:1, dann bedeutet ein Rückgang des DAX um 3 Prozent für den Käufer des gehebelten ETF bereits ein Verlust von 12 Prozent. Zum Vergleich: Mit einem normalen ETF wäre der Verlust mit 4 Prozent genauso hoch, wie der DAX-Verlust ausgefallen. Außerdem sind die Gesamtkosten bei einem gehebelten ETF in der Regel etwas höher als beim klassischen ETF, da der Kauf und Verkauf der Derivate mit zusätzlichen Kosten beim Anbieter verbunden ist.
Für wen eignen sich Leveraged ETFs
Da Märkte kurz- bis mittelfristig teils stark schwanken, erhöhen AnlegerInnen mit dem Kauf eines gehebelten ETF damit auch deutlich das Risiko der Investition. Deshalb sollten AnlegerInnen nur dann in solche Produkte investieren, wenn sie die Funktionsweise verstehen und sich des Risikos bewusst sind, welches sie für eine möglicherweise höhere Rendite in Kauf nehmen.
Leveraged ETFs sind daher eher ein Instrument für risikobereite Investoren, die damit auf kurzfristige Kursbewegungen spekulieren wollen. Auch institutionelle Anleger setzen häufig gehebelte ETFs ein, um kurzfristig von fallenden oder steigenden Kursen zu profitieren.
Wer aber beabsichtigt, mit dem Kauf von ETFs langfristig ein Vermögen aufzubauen, der sollte lieber in Standardprodukt investieren und damit sein Risiko nicht vervielfachen. Und da es in der Regel bei gehebelten ETFs auch keine ausschüttende Variante gibt, eignen sie sich auch nicht für den Aufbau eines passiven Einkommens in Form regelmäßiger Ausschüttungen.