Wie bereits in Kapitel 1 gelernt, bildet ein ETF einen zugrundeliegenden Index nach, also beispielsweise einen Aktienindex wie DAX oder Dow Jones oder einen Anleiheindex wie den Deutschen Rentenindex (REX). Je nachdem, wie tatsächlich in die im Index enthaltenen Werte investiert wird, unterscheidet man in physische und synthetische Replikation des ETF.

Physische Replikation

Vollständig physisch repliziert ist ein ETF, wenn er tatsächlich in alle im Fonds enthaltenen Wertpapiere investiert, und das auch entsprechend ihrer Gewichtung im Index. Kauft ein Anleger also einen physisch replizierten ETF auf den Deutschen Leitindex DAX40, dann hat der ETF-Anbieter auch alle im DAX enthaltenen 40 Einzelwerte gekauft und auf Basis der aktuellen DAX-Zusammensetzung gewichtet, den Index mit seinem Produkt also 1:1 nachgebildet. Ändert sich die Gewichtung oder die Zusammensetzung, dann muss der Fondsanbieter die notwendigen Anpassungen durch Käufe bzw. Verkäufe vornehmen. Wenn also zum Beispiel ein Unternehmen aus dem DAX fliegt und dafür ein neues aufgenommen wird, passt der ETF-Anbieter das durch Kauf und Verkauf der jeweiligen Aktien an.

Der Käufer hat also die volle Transparenz, d.h. er weiß zu jeder Zeit, was genau im ETF enthalten ist. Was bei einem Index wie dem DAX mit insgesamt 40 liquiden Werten für den Anbieter noch relativ einfach nachzubilden ist, gestaltet sich aber bei global investierenden Welt-Indizes wie beispielsweise dem bekannten MSCI World oder Themen-ETFs als weitaus schwieriger. Denn der MSCI World enthält mehr als 1.600 Aktien aus über 23 Industrieländern, was es ziemlich teuer macht, sämtliche Veränderungen in der Gewichtung oder Zusammensetzung durch Käufe und Verkäufe permanent nachzubilden. Außerdem gibt es häufig auch Werte, die zu klein bzw. zu illiquide sind, so dass größere Transaktionen den Kurz zu sehr beeinflussen würden. Ein Problem, das Themen-ETFS, die häufig in Nischen investieren, ebenfalls haben.

In diesen Fällen nutzen ETF-Anbieter oft die Teilreplikation (bzw. Sampling) oder eine synthetische Replizierung.

Teilreplikation bzw. Sampling

Bei der Teilreplikation, die oft auch als Sampling bezeichnet wird, werden ebenfalls Wertpapiere physisch gekauft, aber nicht alle im Index enthaltenen Einzelwerte. Vielmehr kauft der ETF-Anbieter nur eine optimierte Auswahl und konzentriert sich dabei auf die am stärksten im Index gewichteten Werte, die vor allem Einfluss auf die Indexentwicklung haben. Kleine Werte oder solche, die nicht liquide handelbar sind (meist sind diese identisch), werden dagegen nicht berücksichtigt.

Das Ziel dieses Vorgehens ist es, Kosten durch häufige An- und Verkäufe zu sparen und wenig liquide Werte durch große Kauforders nicht zu sehr im Kurs zu bewegen. Das kann dazu führen, dass es zu Unterschieden in der Performance kommt, da Bewegungen bei den nicht gekauften Werten nicht 1:1 nachgebildet werden. Man spricht hier von der sogenannten Tracking-Differenz. ETF-Anbieter versuchen diese durch den Einsatz computergestützter Modelle so gering wie möglich zu halten.

Synthetische Replizierung

Während bei vollständig replizierten ETFs also alle im Index enthaltenen Werte enthalten sind und bei der Teilreplikation zumindest die „größten Brocken“, bildet ein synthetisch replizierter ETF einen Index nach, ohne die darin enthaltenen Werte zu kaufen. Der ETF-Anbieter investiert das Geld aus den ETFs in einen Korb an Sicherheiten, in der Regel in besonders liquide Wertpapiere.

Damit aber trotzdem die Performance des zugrunde liegenden Index erreicht werden kann, schließt der ETF-Anbieter ein Tauschgeschäft mit einer Bank ab, die ihm die Rendite des Referenzindex garantiert. Hier spricht man von einem sogenannten Swap-Geschäft. Die Gegenpartei im Swap-Geschäft garantiert dem ETF-Anbieter die Performance des Referenzindex inkl. möglicher Dividendenzahlungen. Der ETF-Anbieter tauscht das gegen die Performance seiner zur Absicherung gekauften Wertpapiere sowie einer Swap-Gebühr.

Synthetisch replizierte ETFs werden deshalb häufig eingesetzt, wenn Themen-ETFs angeboten werden, die sich aus kleineren oder illiquiden Werten zusammensetzen.

Worin unterscheiden sich physische und synthetische ETFs

Im Unterschied zur physischen Replikation, wo der Anleger die volle Transparenz über die im ETF enthaltenen Wertpapiere hat, ist bei einem synthetischen ETF die Replikation häufig nur schwer nachvollziehbar. Zudem existiert beim synthetischen ETF ein Kontrahentenrisiko, sollte der Tauschpartner aus dem ETF pleitegehen. Allerdings existieren hier gesetzliche Sicherheitsmaßnahmen sowie die Werte aus dem Sicherheitskorb, sodass das Risiko, das Anleger ihr Geld verlieren, ziemlich gering ist.

Dafür können Anleger mit synthetischen ETFs häufig in Nischenmärkte oder Spezialthemen investieren, für die es kein Angebot an physisch replizierten ETFs gibt.

Außerdem ist die Gesamtkostenrate eines synthetisch replizierten ETF in der Regel niedriger als bei einem vergleichbaren voll replizierten ETF. Da die Kosten für einen ETF aber insgesamt sehr gering sind, spielt das in der Regel keine übergeordnete Rolle. Auch bei der Performance sind die Unterschiede sehr gering.

Wo findet man die Informationen über die Replikationsmethode?

Informationen über die Replikationsmethode findest Du in den Anlegerinformationen eines ETFs, bei denen immer auch die Abbildungsart bzw. die Replikationsmethode angegeben ist und die von allen Online-Brokern mit den Basisinformationen bereitgestellt werden.

Fazit: Physisch oder synthetisch replizierter ETF?

Da die Unterschiede zwischen physisch replizierten und synthetischen ETF bei Performance, Kosten und auch dem Risiko nicht wirklich groß sind, sollte das bei der Wahl keine entscheidende Rolle spielen. Viel entscheidender ist, ob der ETF dem eigenen Risikoprofil und Anlageziel entspricht.

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