Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Donald Trump gönnt uns keine Pause im Zoll-Chaos. Warum auch? Vermutlich ist er der mit Abstand größte Profiteur, der von den starken Kursausschlägen nach seinen Insider-Postings bei Truth Social (neben seinen Meme-Coins) nach Recherchen der New York Times in den ersten 125 Tagen seiner Amtszeit vermutlich schon rund zwei Milliarden USD verdient hat.
Faszinierend an der Sache ist, dass sich Anlegerinnen und Anleger davon immer noch beeinflussen lassen und jeder Nachricht wie die Lemminge hinterherlaufen. Bei Daytrader durchaus verständlich, nicht jedoch bei denen mit langfristigem Anlagehorizont. Denn hin und her macht bekanntlich die Taschen leer.
Im Abschnitt Marktstimmung & Ausblick analysiere ich die jüngsten Ereignisse rund um die gegen die EU erneut verhangenen Einfuhrzölle und deren ebenso schnelle Aussetzung. Dabei werfe ich natürlich auch einen Blick auf die Sentiment- und Indikatorenlage sowie die technische Verfassung des DAX, nachdem dieser in dieser Woche erneut zu neuen Höhen aufgeschwungen und dabei sogar die Marke von 24.300 Punkten überwunden hat. Wüsste ich es aus rund 30 Jahren Erfahrung nicht besser könnte ich inzwischen durchaus glauben, dass Börse doch (irgendwie) eine Einbahnstraße ist.
Spannende Nachrichten kamen auch von konjunktureller Seite, denn das deutsche BIP ist doppelt so stark gewachsen als erwartet. Woran das lag und was in den Tagen noch wichtig war, erfahren Sie wie immer im News-Update.
Nach den Quartalszahlen sprangen Bayer-Aktien an die Marke von 27 Euro und Optimisten riefen sofort nach der 30-Euro-Marke. Aber genauso schnell ging es danach wieder in den Keller und bei 22,02 Euro warnten in der vorletzten (vermutlich genau die gleichen) Pessimisten vor dem Fall unter 20 Euro. Auch das ist nicht passiert und die Lage hat sich stabilisiert. Deshalb widme ich mich im Depot-Update heute ausführlicher der Bayer-Aktie sowie weiteren Unternehmen, bei denen es in den letzten Tagen Neuigkeiten gab. Die Wochenperformance meiner Depotwerte sehen Sie wie immer in der Übersicht des AktivInvestor-Depots.
Nach langen Wochen der Beobachtung gibt es diesmal auch endlich wieder einen Neuzugang in der Watchlist. Das Unternehmen sowie die Beweggründe für die Aufnahme stelle ich Ihnen im Watchlist-Update ausführlich vor.
Die Rubrik Finanzwissen fehlt natürlich auch in dieser Ausgabe nicht. Angesichts der aktuell sehr starken Kursausschläge beschäftige ich mich dort diesmal mit dem Intraday Reversal, also einer signifikanten Kursumkehr innerhalb eines Handelstages.
Viel Spaß mit der Lektüre der vorliegenden Ausgabe.
Es grüßt Sie herzlich, Ihr
Torsten Pinkert (Chefredakteur)
Marktstimmung & Ausblick
Börseninsider Trump bewegt weiter die Märkte – DAX mit nächsten Rekordhoch
Schlechte Nachrichten werden aktuell bestmöglich ausgeblendet, während gute Nachrichten von Anlegerinnen und Anlegern gefeiert werden. Anders lässt sich das aktuelle Marktumfeld nur schwer erklären. Denn die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Monaten eher noch verschlechtert: Der Ukrainekonflikt kann scheinbar doch nicht an einem Tag beendet werden. Im Gegenteil: Putin nutzt Trumps Hilflosigkeit und schlägt immer härter zu. Und Trump wird sich wohl irgendwann vollständig zurückziehen und die Ukraine als Sache der Europäer einstufen. Ebenfalls weiter eskaliert ist der Konflikt zwischen Hamas und Israel, in Gaza schlagen Israelis immer heftiger zu.
Auch wenn es inflationsseitig zuletzt etwas ruhiger wurde, steigen die Preise munter weiter. Und die Politik des US-Präsidenten scheint wenig geeignet, das wirksam zu bekämpfen. Höhere Einfuhrzölle verursachen höhere Preise und Trumps Wirtschafts- und Steuerpolitik dürfte den Schuldenberg der USA weiter explodieren lassen. Alles keine Gründe für die US-Notenbank Fed, die Zinsen schnell zu senken, wie das der US-Präsident gerne hätte. Bei FedWatch.com liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung auf der nächsten Fed-Sitzung im Mai bei unter drei Prozent (Quelle: FedWatch.com). Generell wird am Markt in diesem Jahr in den USA nur noch mit maximal zwei kleinen Zinsschritten gerechnet.
Von alldem lassen sich die Börsen nicht beeindrucken, Anlegerinnen und Anleger bleiben weiter im Kaufrausch. Vermutlich spekuliert man darauf, dass der US-Präsident in schöner Regelmäßigkeit auch zukünftig mit Zöllen droht (was ignoriert wird), um dann beim nächsten Aussetzen wieder einsteigen zu können. Dem DAX jedenfalls hat das in neue Sphären katapultiert und zur Wochenmitte ist auch die Marke von 24.300 Punkten gefallen. Bei 24.324 Punkten liegt nun das neue Rekordhoch. Beim neuen Rekordhoch summieren sich die Kursgewinne seit dem Einbruch am 7. April auf 18.489 Punkte bereits auf 5.835 Punkte bzw. 31 Prozent. Wohlgemerkt in knapp zwei Monaten. Das kann man durchaus schon mal als „heiß gelaufen“ bezeichnen. Mögliche Rücksetzer sollten also auch in die eigene Kalkulation eingebaut werden.
Ein großer Gewinner an der Börse lässt sich allerdings bereits ausmachen, und das ist der Präsident der USA. In einer noch nie dagewesenen Art und Weise nutzt er sein Amt, um sich persönlich zu bereichern. Und treibt mit seinen Nachrichten auf Truth Social diejenigen in den Wahnsinn, die versuchen, Börsen nach bislang gekannten fundamentalen und technischen Kriterien zu bewerten. Ein noch so gut analysierter Chart und die Berücksichtigung von Wirtschaftsdaten ergibt keinen Sinn, wenn Trump völlig überraschend verkündet, die bislang ausgesetzten Zölle wieder einzusetzen, um sie einen Tag später erneut wieder auszusetzen. Wie soll hier noch jemand sinnvoll investieren. Umso wichtiger ist es aktuell, eher langfristig zu denken und nicht jeder Nachricht hinterherzulaufen. Wird man dann teuer ausgestoppt, dreht sich häufig in wenigen Stunden oder Tagen die Lage wieder und der Verlust wäre vielleicht gar nicht entstanden. Berücksichtigen Sie das aktuell unbedingt bei Ihren Anlageentscheidungen.
Auch bei der Sentiment- und Indikatorenlage ist derzeit erkennbar, wie verunsichert Anlegerinnen und Anleger angesichts des ständigen hin und her von Trump agieren. Innerhalb kürzester Zeit wechseln derzeit Stimmungsindikatoren von völlig verängstig in totale Gier. Auch kein verlässliches Umfeld für fundierte Anlageentscheidungen!
Sentiment- und Indikatorenlage
Das zeigt besonders eindrucksvoll der von CNN berechnete Fear & Greed-Index auf den S&P 500. Anfang April lag der mit nur noch 4 Punkten im Bereich der extremen Angst, zwei Monate später beherrscht mit 65 Punkten wieder die Gier die Anlegerinnen und Anleger. Da sich der Indikator oft gegenläufig verhält, ist also langsam wieder Vorsicht angebracht.
Optimismus signalisiert auch das von der Börse Stuttgart berechnete Euwax Sentiment, das die Stimmung deutscher Anleger misst. Von -14 Punkten in der Vorwoche steigt es auf +20 Punkte, die Absicherungen gegen Kursrücksetzer werden trotz aktueller Rekordstände im DAX abgebaut.
Wenig verändert präsentiert sich aktuell der Angstindex VIX (CBOE Volatility Index), der die Schwankungsbreite des S&P 500 misst. Von 21 Punkte in der Vorwoche fällt der VIX auf 19 Punkte.
Unverändert gegenüber dem Wert aus der Vorwoche präsentiert sich heute das von der American Association of Individual Investors (AAII) berechnete Anleger-Sentiment. Die Zahl der bullisch eingestellten Anleger liegt bei 37,7%, die Zahl der bärisch eingestellten Anleger bei 36,7%.
DAX klettert weiter und markiert neuen Rekord über 24.300 Punkten
Letzte Woche wurde beim DAX die runde Marke von 24.000 Punkten geknackt, als charttechnisch nächste Anlaufpunkte hier die runden Hundertermarken bei 24.200 und 24.300 Punkten genannt. Es hat also nicht lange gedauert, und auch diese sind überwunden und der DAX hat am Mittwoch mit 24.327 Punkten das nächste Rekordhoch erreicht. So langsam gehen mir die Superlative aus und den meisten Experten die Kursziele für das Jahresende.
Auf der Oberseite bleibt es beim Szenario aus der Vorwoche: Angesichts neuer Rekordmarken liegen die nächsten Widerstände bei den nächsten Hundertermarken 24.400 Punkte und 24.500 Punkte. Von der 25.000er-Marke will ich hier erst einmal noch nicht als Zielmarke sprechen…
Auf der Unterseite ist nun das letzte Rekordhoch aus der Vorwoche bei 24.152 Punkte der erste wichtige Widerstand, gefolgt von der runden Marke bei 24.000 Punkten und dem Rekordhoch aus dem März bei 23.476 Weitere wichtige Haltemarken befinden sich darunter u.a. an der runden Marke von 23.000 Punkten, bei 22.955 Punkten (Zwischenhoch vom Februar), bei ca. 22.570 Punkten (Zwischenhoch vom April) und dem Februar-Zwischentief bei ca. 22.230 Punkten.
Update: News zu Depotwerten
In der vergangenen Woche gab es zahlreiche Nachrichten zu Einzelwerten aus dem AktivInvestor-Depot. Hier der Überblick:
PVA Tepla: Kurssprung nach Kaufempfehlung durch Deutsche Bank
Sehr erfreulich haben sich in den letzten Wochen die Aktien von PVA Tepla entwickelt. Bereits die in der vorvergangenen Woche vorgelegten Quartalszahlen (darüber berichtete ich ausführlich bereits hier) kamen bei Anlegerinnen und Anlegern gut an. In den letzten drei Monaten habe die Papiere bereits knapp 20 Prozent auf aktuell 17,50 Euro zugelegt.
Im AktivInvestor-De…