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AktivInvestor Premium 23/2025: EU-Inflation fällt unter Zielmarke der EZB: Sinken jetzt die Zinsen?

by admin

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

auch wenn es sich nicht so anfühlt: Die Inflation in der Eurozone ist im Juni mit 1,9 Prozent tatsächlich wieder unter die Zielmarke der EZB von 2,0 Prozent gefallen. Ob deshalb jetzt der Leitzins im Euroraum weiter sinkt und was das für den Aktienmarkt bedeuten kann, versuche ich im Abschnitt Marktstimmung & Ausblick herauszufinden.

Wenig Erbauliches kommt auch in dieser Woche aus den USA, denn hier treten ab Mitte dieser Woche die Zölle auf Stahl und Aluminium in Kraft, die Donald Trump von 25 auf 50 Prozent verdoppelt hat. Wie und warum gerade dieser Satz entsteht, bleibt unserer Fantasie überlassen. Vermutlich zielt er abends immer auf eine Dartscheibe mit Prozentsätzen.

Interessanterweise macht das dem DAX wenig aus, die Anleger zeigen sich unbeeindruckt. Der deutsche Leitindex legt zur Wochenmitte weiter kräftig zu und erreicht am Mittwoch mit 24.346 Punkten sogar ein neues Rekordhoch, bevor er wieder leicht zurückfällt. Wie angesichts der anhaltend guten Stimmung der Anleger die Sentiment- und Indikatorenlage und die technische Verfassung des DAX aussieht, analysiere ich im nächsten Abschnitt.

Ein Novum gibt es diesmal bei den Depot- und Watchlist-Werten. Denn obwohl am Gesamtmarkt viel passiert und es jede Menge Nachrichten von konjunktureller oder geopolitischer Seite und aus Unternehmen gibt, so wenig war bei den Depot- und Watchlist-Werten los. Um genau zu sein: Gar nichts ist passiert, denn es gab seit der letzten Ausgabe tatsächlich keine einzige Nachricht.

Daher fällt diese Ausgabe auch etwas kürzer aus und ich kann mich in dieser Woche etwas mehr administrativen Dingen widmen.

Aber natürlich gibt es trotzdem das gewohnte News-Update, diesmal etwas ausführlicher. Und auch der Bereich Finanzwissen darf nicht fehlen.

Wie immer wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe Ihres AktivInvestor Premium.

Es grüßt Sie herzlich, Ihr

Torsten Pinkert (Chefredakteur und Herausgeber)

Marktstimmung & Ausblick

EU-Inflation fällt unter Zielmarke der EZB: Sinken die Zinsen jetzt weiter?

Eine kleine Überraschung gab es zu Wochenbeginn bei der Veröffentlichung der Inflation für die Eurozone. Denn die ist laut dem Statistikamt Eurostat im Mai auf 1,9 Prozent gefallen und liegt damit deutlich unter dem Vormonatswert von 2,2 Prozent. Gerechnet hatten die Experten im Schnitt mit einem Rückgang auf 2,0 Prozent.

Noch größer dürfte die Überraschung bei der Kernrate (ohne Energie, Nahrungsmittel und Genussmittel) ausgefallen sein, denn die ging im Mai von 2,7 auf 2,3 Prozent zurück. Gerechnet wurde hier mit einem Rückgang auf 2,4 Prozent.

Damit steigen die Preise zwar weiter, aber deutlich langsamer als in den Vormonaten. Gleichzeitig ist die Inflation unter die Zielmarke der EZB von 2,0 Prozent gefallen, was den Notenbanker Spielraum für weitere Leitzinssenkungen gibt. Für die EZB-Sitzung am Donnerstag wird bereits mit einem weiteren kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten gerechnet.

Die Leitzinsen spielen auch in den USA weiterhin eine sehr große Rolle. Allerdings sind diese mit aktuell 4,25 bis 4,50 Prozent in etwas doppelt so hoch wie die der Eurozone. Was auch der Grund dafür sein dürfte, dass der US-Dollar trotz der völlig aus dem Ruder geratenen Wirtschaftspolitik seines Präsidenten zwar schwach, aber eben nicht noch deutlich schwächer gegenüber dem Euro notiert.

Diese hohen Leitzinsen sind aber auch der Zankapfel zwischen Trump und dem Fed-Chef Jerome Powell. Während ersterer der Meinung ist, die Zinsen müssten zur Wirtschaftsstimulation drastisch gesenkt werden, ist zweiterer der Meinung, genau wegen der Politik von Trump die Zinsen hochhalten zu müssen. Ausgang des Konfliktes bislang offen.

Deshalb dürften Anlegerinnen und Anleger am Freitag auch mit großem Interesse in die USA blicken, denn dort steht der Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai auf der Agenda. Eine erste Indikation gab am Mittwoch der vom privaten Dienstleister Automatic Data Processing immer am ersten Mittwoch des Monats veröffentlichte ADP-Arbeitsmarktbericht. Der fiel ziemlich enttäuschend aus, denn die im Mai neu geschaffenen 37.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft lagen deutlich unter dem Vormonatswert von 60.000 und verfehlten noch deutlicher die Prognose von 111.000.

Entsprechend enttäuscht reagierten am Mittwoch die Anleger auf die vorgelegten Daten. Denn die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft fiel im Mai kräftig von 60.000 auf nur noch 37.000, während von Experten im Schnitt ein Anstieg auf 111.000 Stellen erwartet wurde.

Die Sorgen der Anleger vor einer Abkühlung der US-Wirtschaft hat damit wieder neue Nahrung erhalten und entsprechend nervös blicken jetzt viele auf den Freitag. Gerechnet wird aktuell mit 130.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft (nach 177.000 im Vormonat April) sowie einer unveränderten Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent.

Der DAX, der vor der Veröffentlichung des ADP-Arbeitsmarktberichts noch ein neues Rekordhoch bei 24.346 Punkten markieren konnte, rutschte nach den Zahlen rund 200 Punkte ab. Die Fed dürfte also am Freitag ganz genau hinschauen und eine mögliche Abkühlung des US-Arbeitsmarktes in ihr Kalkül einbeziehen.

Laut FedWatch.com wird auf der Junisitzung der Fed mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 95 Prozent mit einem unveränderten Leitzins von 4,25 bis 4,5 Prozent gerechnet. Beim Juli-Meeting liegt die Wahrscheinlichkeit für unveränderte Zinsen noch bei ca. 70 Prozent, auf der Septembersitzung wird mit rund 56 Prozent mit einem kleinen Zinsschritt auf 4,00 bis 4,25 Prozent gerechnet.

Sentiment- und Indikatorenlage

Die Anleger werden angesichts der jüngsten Kursgewinne scheinbar wieder etwas vorsichtiger, das zumindest zeigt aktuell der von CNN berechnete Fear & Greed-Index auf den S&P 500. Letzte Woche lag der viel beachtete Stimmungsindikator mit 65 Punkten noch im Greed-Bereich, aktuell ist er mit 54 Punkten wieder in die neutrale Zone zurückgefallen.

Bildquelle: CNN.com

Leicht rückläufig präsentiert sich auch das von der Börse Stuttgart berechnete Euwax Sentiment, das die Stimmung deutscher Anleger misst. Von -14 Punkten in der Vorwoche fällt es auf aktuell -20 Punkte, d.h. die Absicherungen gegen mögliche Kursrücksetzer im DAX wurden wieder etwas ausgebaut.

Der Angstindex VIX (CBOE Volatility Index), der die Schwankungsbreite des S&P 500 misst, geht weiter zurück und fällt von 19 Punkten in der Vorwoche auf 17,6 Punkte. Die Kursausschläge an den Märkten normalisieren sich also weiter.

Wieder etwas verschlechtert hat sich dagegen das von der American Association of Individual Investors (AAII) berechnete Anleger-Sentiment. Die Zahl der bullisch eingestellten Anleger fällt von 37,7% auf 32,7%, die Zahl der bärisch eingestellten Anleger steigt von 36,7% auf 41,4%

<h3″>DAX fällt nach neuem Rekordhoch leicht zurück

Chartquelle: TradingView

Optimistische Zurückhaltung“ ist aktuell der Terminus, der die Lage im DAX am besten beschreibt. Es gibt zwar seit Mittwoch mit 24.346 Punkten einen neuen DAX-Rekord, der liegt allerdings nur 23 Punkte über dem letzten Höchststand aus der vergangenen Woche. Die Bewegung nach oben fällt bei Weitem nicht mehr so dynamisch aus und Anleger nehmen auch schnell wieder Gewinne mit. Scheinbar trauen viele dem inzwischen erreichten Kursniveaus nicht mehr und rechnen mit deutlicheren Rücksetzern, wollen den Zug nach oben aber auch nicht verpassen.

Das zeigt auch die Indikatorenlage, denn hier haben beispielsweise RSI, MACD oder Stochastik auf überkauft gestellt und signalisieren auch ein erhöhtes Risiko für eine Korrektur.

Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe notiert der DAX bei 24.285 Punkten. Der nächste signifikante Widerstand liegt damit beim neuen Rekordhoch von 24.346 Punkten, darüber an den nächsten Hundertermarken 24.400 Punkte und 24.500 Punkte.

Wenig verändert hat sich gegenüber der letzten Woche die Lage nach unten: Das letzte Rekordhoch aus der vorvergangenen Woche bei 24.152 Punkte ist der erste wichtige Widerstand, gefolgt von der runden Marke bei 24.000 Punkten und dem Rekordhoch aus dem März bei 23.476. Weitere wichtige Haltemarken befinden sich darunter u.a. an der runden Marke von 23.000 Punkten, bei 22.955 Punkten (Zwischenhoch vom Februar), bei ca. 22.570 Punkten (Zwischenhoch vom April) und dem Februar-Zwischentief bei ca. 22.230 Punkten.

Update: News zu Depot- und Watchlist-Werten

Wie bereits eingangs erwähnt, gab es seit der letzten Ausgabe des AktivInvestor Premium keine Nachrichten zu meinen aktuellen Depot- und Watchlist-Werten.

Im Zuge des allgemeinen Aufwärtstrends am Gesamtmarkt haben sich aber die meisten behauptet präsentiert oder leicht zugelegt. Sobald es wieder Neuigkeiten gibt, werde ich selbstverständlich rechtzeitig in der nächsten Ausgabe darüber berichten.

AktivInvestor-Depot

Bislang abgeschlossene Depot-Verkäufe

Bisherige Depotverkäufe

Übersicht bislang besprochene Watchlistwerte

Wichtige Hinweise:

  • Die angegebenen aktuellen Kurse sind die Schlusskurse vor Fertigstellung dieser Ausgabe
  • In der Spalte „Seit Jahresbeginn“ wird die…

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