Exchange Traded Funds bzw. ETF sind vermutlich eine der größten Erfolgsgeschichten der jüngeren Investmentgeschichte. Mit einem einzelnen Produkt lassen sich ganze Märkte abbilden, AnlegerInnen können ganz gezielt in bestimmte Themen oder Regionen investieren und das zu unschlagbar günstigen Konditionen und äußerst transparent. ETFs sind damit ein hervorragendes Produkt, um eine Vielzahl von Anlageideen umzusetzen und von Anlagetrends zu profitieren, langfristig ein Vermögen aufzubauen oder ein passives Einkommen zu erzielen, beispielsweise als zweites Standbein im Rahmen der Altersvorsorge.
AnlegerInnen haben dabei die Qual der Wahl und müssen sich zwischen verschiedenen Anlageklassen (bzw. Assetklassen) entscheiden. Von einer Anlageklasse spricht man, wenn es sich um eine Gruppe von Finanzprodukten handelt, die über ähnliche Merkmale verfügen. Aktien sind vermutlich eine der bekanntesten Anlageklassen, aber auch Anleihen, Immobilien und Bargeld gehören dazu.
Für welche Anlageklasse oder Kombination von verschiedenen Anlageklassen Mann bzw. Frau sich am Ende entscheidet, hängt ganz entscheidend von den individuellen Anlagezielen und der Risikoneigung des einzelnen Anlegers bzw. der einzelnen Anlegerin ab. Die große Vielfalt bei ETFs erlaubt es ihnen aber, auf verschiedene Assetklassen zu setzen, damit das Portfolio breit zu diversifizieren und dadurch das Risiko zu streuen. Der Portfolio-Mix macht hier den Unterschied, denn in einem breit gestreuten Portfolio können Kursrückgänge bei einer Anlageklasse oft durch Zuwächse in einer anderen Anlageklasse (zumindest zum Teil) ausgeglichen werden. Im Fachjargon spricht man hier von der “negativen Korrelation“.
Aktien-ETFs
Die bekannteste und auch mit Abstand meistgekaufte Anlageklasse sind Aktien-ETFs; sie sind quasi “der Klassiker” in der noch sehr jungen Produkthistorie der Exchange Traded Funds. Die bekanntesten Aktien-ETFs sind diejenigen, die wichtige Länderindizes und deren Performance abbilden. In Deutschland sind das beispielsweise der DAX40, MDAX oder TecDAX, in den USA etwa Dow Jones, S&P 500 oder Nasdaq100.
Neben einzelnen Länder können Aktien-ETFs aber auch ganze Regionen (z.B. Europa mit dem Euro Stoxx 50 oder eine bestimmte Anzahl an Schwellenländern) oder sogar die ganze Welt abbilden. Der vom Finanzdienstleister MSCI herausgegebene globale Aktienindex MSCI World ist hier vermutlich der bekannteste Index, der mehr als 1.600 Aktien aus über 23 Industrieländern abbildet.
Anleihe-ETFs bzw. Renten-ETFs
Bei Anleihen bzw. Renten handelt es sich neben den Aktien um die zweitwichtigste Assetklasse, in die Du mit ETFs investieren kannst. Abgebildet – also getrackt – werden hier vor allem Indizes auf Staats- oder Unternehmensanleihen oder Pfandbriefe. Aufgrund unterschiedlicher Laufzeiten der Rentenwerte wird ein Rentenindex basierend auf synthetischen Werten berechnet. Das gewährleistet eine gleichbleibende Struktur des Rentenindex.
Bekannte deutsche Rentenindizes sind beispielsweise der RDAX® und der REX®, auf europäischer Ebene die iBoxx(®)-Indexfamilie.
Neben dem übergeordneten Kriterium Staatsanleihe oder Unternehmensanleihe kann die Selektion bei Anleihe-ETFs mittels zahlreicher weiterer Kriterien wie beispielsweise Laufzeiten, Rating bzw. Bonität oder Zinssätze verfeinert werden. Bei Unternehmensanleihen bestehen außerdem Selektionsmöglichkeiten nach Ländern, Branchen oder Themenschwerpunkten.
Immobilien-ETFs
Bei Immobilien-ETFs investieren AnlegerInnen ihr Geld in börsennotierte Immobilienunternehmen oder börsengehandelte Immobilienfonds (besser bekannt als REITs). AnlegerInnen können also in den Immobilienmarkt investieren, ohne eine Immobilie kaufen zu müssen und profitieren – wie bei den Aktien-ETFs – sowohl von Kursschwankungen der Indexwerte als auch von Dividendenzahlungen.
Geldmarkt-ETFs
Wer in einen Geldmarkt-ETF investiert, für den steht weniger die Rendite im Vordergrund (denn die fällt meist ziemlich niedrig aus), sondern vielmehr überschüssige Liquidität kurzfristig und relativ risikoarm zu parken. Häufig werden Geldmarkt-ETFs auch als Alternative zu Tages- oder Festgeld genutzt.
Geldmarkt-ETFs bilden vorwiegend Indizes nach, die kurz laufende Staatsanleihen (oft physisch replizierend) oder Interbankenzinsen wie EURIBOR oder EONIA (in der Regel synthetisch replizierend) abbilden.
Rohstoff-ETFs
Mit Rohstoff-ETFs haben AnlegerInnen die Möglichkeit, in bestimmte Rohstoffe zu investieren. Wie bei den Immobilien-ETFs gilt auch hier: Die Investition erfolgt nicht direkt in die Rohstoffe, der ETF-Käufer erwirbt also kein Eigentum an Kaffee, Platin, Kupfer oder Gold. Sondern es wird entweder in Indexfonds aus dem Rohstoff-Sektor investiert, die Rohstoffunternehmen beinhalten oder der Rohstoff-ETF investiert in Indizes, die mittels Future-Kontrakten die Preisentwicklung verschiedener Rohstoffe nachbilden.
Da ein in Deutschland zum Handel zugelassener ETF mindestens fünf verschiedene Vermögenswerte beinhalten muss, können AnlegerInnen also nicht direkt nur in einen ganz speziellen Rohstoff (beispielsweise Gold) investieren, sondern nur in einen Warenkorb verschiedener Rohstoffe, der über einen Index nachgebildet wird.
- Aufgrund ihres Risikoprofils solltest Du in Rohstoff-ETFs nur als kleine Depot-Beimischung investieren. Wenn Du noch tiefer in das Thema Rohstoff-ETFs oder Rohstoff-ETCs einsteigen willst, empfehlen wir Dir unseren Artikel: Rohstoff-ETF und Rohstoff-ETC – So holst Du Dir die Rohstoffe in Dein Depot
Faktor-ETFs
Faktor-ETFs sind noch vergleichsweise neu am Markt und erlauben es AnlegerInnen, ganz gezielt auf bestimmte Anlagestrategien zu setzen. Damit sind sie eine interessante Alternative zu den klassischen “marktkapitalisierten” Indizes, die in der Regel die größten und wichtigsten Unternehmen (nach Marktkapitalisierung) eines Landes, einer Region oder Branche (z.B. Techwerte) abbilden.
Bei Faktor-ETFs werden Indizes getrackt, die sich weniger an der Marktkapitalisierung und dafür vielmehr an messbaren Performance-Indikatoren orientieren. Mit diesem “wissenschaftlichen” Vorgehen sollen Aktien identifiziert werden, die eine über dem Marktdurchschnitt liegende Rendite versprechen. Solche Aktien werden über die jeweils festgelegten “Faktoren” herausgefiltert und daraus eigene Indizes entwickelt, sogenannte Faktorindizes.
Solche Faktoren können beispielsweise sein:
- Volatilität: Ein Index bildet nur Aktien ab, die besonders schwankungsarm sind und deshalb besonders risikoarm ist.
- Dividendenrendite: Im Index sind nur Werte enthalten, die über eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite verfügen. Der DivDAX, der die 15 Aktien mit der größten Dividendenrendite im deutschen Leitindex DAX enthält, ist hier ein gutes Beispiel.
- Momentum: Es werden nur Aktien ausgewählt, deren Kurs zuletzt stark gestiegen ist und deren Kursverlauf in einem bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit positiv war. Bei dieser Strategie wird auf eine Fortsetzung dieser Entwicklung (bzw. dieses Trends) in der Zukunft spekuliert, man spricht hier auch von Trendstrategien.
- Value: Hier wird versucht, Werte in einem Index abzubilden, deren Marktwert im Verhältnis zum tatsächlichen Unternehmenswert besonders niedrig ist. Kennzahlen, die dazu herangezogen werden, sind beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV).
Die Liste ließe sich noch beliebig lang fortsetzen. Außerdem werden in der Praxis oft verschiedene Faktoren kombiniert, hier spricht man dann von den Multi-Faktor-ETFs.
AnlegerInnen versprechen sich durch das aktive Anlagekonzept von Faktor-ETFs eine Zusatzrendite, die sogenannte Faktorprämie. Allerdings solltest Du bereits über ein gewisses Maß an Börsenwissen verfügen, um die dem Faktor-ETF zugrundeliegende Strategie bzw. die Faktoren und deren mögliche Auswirkungen auf die Kursentwicklung auch tatsächlich zu verstehen.
Faktor-ETFs eigenen sich deshalb gut zur Portfoliobeimischung neben den klassischen ETFs.
Der aktuelle Trend: Nachhaltigkeits-ETFs
Ein großer Trend im Rahmen der aktuellen Klimadebatte sind ETFs, die ausschließlich in nachhaltig wirtschaftende oder sozial verantwortungsbewusste Unternehmen investieren. Wer nachhaltig sein Geld verdient, sollte also nicht sein Geld mit fossilen Brennstoffen, Suchtmitteln oder Kinderarbeit verdienen, einen möglichst kleinen CO2-Abdruck hinterlassen und zudem auch intern soziale Standards einhalten.
Für das Tracking solcher ETFs gibt es inzwischen auch jede Menge nachhaltige Indizes.
Allerdings sollten sich Anleger hier sehr genau informieren, da hier manchmal auch Greenwashing betrieben wird und nicht jeder als grün angepriesene ETF auch hält, was er verspricht.
Für mehr Risikoappetit: Gehebelte ETFs und Short-ETFs
Für Anleger mit mehr Risikoappetit gibt es inzwischen auch gehebelte ETFs und ETFs, mit denen man auf fallende Kurse (Short-ETFs) spekulieren kann. Neben der Hoffnung auf eine höhere Rendite gehen AnlegerInnen damit aber auch ein deutlich größeres Risiko ein, Geld zu verlieren und das Anlagemotiv verschiebt sich vom Investieren in Richtung Spekulation.
Wer mehr über Gehebelte ETFs oder die Möglichkeit, mit ETFs auf fallende Kurse zu spekulieren, wissen möchte, der kann das hier nachlesen.