Im Rahmen der technischen Analyse ist vielen Anlegern sicherlich auch schon einmal der sogenannte RSI-Indikator über den Weg gelaufen. Der Relative Strength Index, weiteraus besser bekannt unter dem Akronym RSI, ist ein Momentum-Indikator und fungiert als ein Instrument, das in der Lage ist, überkaufte oder überverkaufte Marktbedingungen zu identifizieren.
Anleger erhoffen sich durch den Einsatz des RSI-Indikators, bei Aktien interessante Investitions- oder Verkaufsmöglichkeiten zu erkennen. Bereits an dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen, dass der RSI-Indikator, trotz seiner bewährten Effektivität in der technischen Analyse, lediglich ein Element innerhalb der komplexen Struktur der Aktienanalyse darstellt.
In den nachfolgenden Abschnitten werden wir die Berechnung, Funktionsweise und Anwendung des RSI-Indikators genauer betrachten. Neben der Darstellung seines Nutzens bei der technischen Analyse und seiner Anwendung auf verschiedene Handelsstrategien werden wir im folgenden Beitrag aber auch auf die Grenzen dieses markttechnischen Indikators eingehen.
Definition: Was ist der RSI-Indikator?
Steigen wir zunächs tief in die Sachlichkeit ein:
Beim Relative Strength Index (RSI-Indikator) handelt es sich um einen oszillierenden Indikator, der von J. Welles Wilder entwickelt wurde und ist einer der am häufigsten verwendeten Indikatoren im Rahmen der technischen Analyse. Mittels des RSI-Indikators kann die Geschwindigkeit sowie die Veränderung von Preisbewegungen gemessen werden.
Typischerweise bewegt sich der RSI-Indikator zwischen zwei Extremwerten von 0 und 100 und wird häufig dazu verwendet, um überkaufte oder überverkaufte Bedingungen auf einem Markt zu identifizieren.
Wie wird der RSI-Indikator berechnet?
Da der RSI-Indikator die Aufwärts- und die Abwärtsbewegungen eines bestimmten Finanzinstrumentes über einen bestimmten Zeitraum ins Verhältnis setzt, müssen im ersten Schritt diese Kursbewegungen ermittelt werden. Den Zeitraum kann jeder Anwender natürlich selbst bestimmen, Welles Wilder hat bei seiner Entwicklung des RSI einen Zeitraum von 14 Tagen gewählt, was in vielen Systemen auch als Standardeinstellung gewählt wird.
Selbstverständlich kann der Zeitraum auch angepasst werden (Periodenlänge von beispielsweise 30 oder 7) und für die Berechnung auch Wochen- oder Stundenkurse genutzt werden.
Die Berechnung des RSI-Index beruht auf der Formel:
RSI = 100 – (100 / (1 + RS))
wobei RS der Quotient aus dem Durchschnitt der Kurse mit steigenden Kursbewegungen an X Tagen und dem Durchschnitt der Kurse mit fallenden Kursbewegungen an X Tagen ist. Wie bereits erwähnt, wählte Welles Wilder bei seinen Berechnungen für X = 14 Tage. Bei den Kursbewegungen an diesen 14 Tagen empfehlen sich jeweils die Kurse auf Schlusskursbasis.
Wie können die Ergebnisse des RSI-Indikators im Trading eingesetzt werden?
Es gilt: Je kürzer die gewählte Periode, desto sensibler reagiert der Preisindikator! Damit werden längerfristig orientierte Anleger eher eine längere Periode wählen, Daytrader dagegen eine deutlich kürzere Periode.
Wie bereits weiter oben beschrieben, versuchen Anleger mittels des RSI-Indikators Signale für zukünftige Preisbewegungen zu ermitteln. Konkret wollen sie Hoch- und Tiefpunkte erkennen, um so in überkauften oder überverkauften mögliche weitere Kursbewegungen abzuleiten.
Interpretation der Ergebniswerte
Richtig berechnet, (oszilliert) schwankt der RSI-Indikator zwischen den Werten 0 und 100.
Liegt der RSI bei 70 oder darüber, dann wird das als Indikator für eine überkaufte Situation bzw. ein überbewertetes Wertpapier eingestuft.
Nimmt der RSI-Indikator dagegen Werte von 30 oder darunter an, dann könnte das auf eine überverkaufte Situation hindeuten.
Ableitung von konkreten Handelsstrategien und Handelssignalen
Analysten und Händler nutzen die berechneten RSI-Werte nun, um potenzielle Umkehrpunkte im Markt zu identifizieren, wobei Divergenzen zwischen dem RSI und dem Preis als besonders aussagekräftige Signale gelten.
Grundsätzlich lassen sich zwei Strategien ableiten:
- eine Trendfolgestrategie und
- eine antizyklische Strategie,
sowohl für den Kauf und den Verkauf von Wertapieren.
Antizyklischer Ansatz
Beim antizyklischen Ansatz wird versucht, mittels des RSI-Indikators einen Trendwechsel zu erkennen. Konkret wird hier unterstellt, dass ein überverkaufter Wert vor einer Kurserholung stehen könnte, während ein überhäufter Wert reif für eine Korrektur ist. Die Wirkung verstärkt wird bei diesem Ansatz zudem, wenn es sich um einen trendschwachen Markt handelt oder sich ein Wert schon länger in einer Seitwärtsbewegung befindet.
Unter dieser Annahme würde bei einem RSI von über 70 der zugrundeliegende Basiswert verkauft werden, während er bei einem RSI von unter 30 gekauft wird.
Trendfolgender Ansatz
Einen komplett anderen Ansatz können Anleger nutzen, wenn sie sich in einem echten Trendmarkt befinden. Um diesen zu erkennen, können beispielsweise Techniken wie gleitende Durchschnitte, Trendlinien, Preiskanäle oder Indikatoren wie der MACD genutzt werden.
Der RSI-Indikator könnte hier als trendbestätigender Indikator genutzt werden. Bewegt sich beispielsweise ein Basiswert im Rahmen einer Kurserholung von einem RSI bei 30 nach oben, dann könnte beispielsweise ein Kaufsignal entstehen, wenn der RSI die Marke von 50 von unten nach oben schneidet. Das Kursziel (also der Ausstiegspunkt) für die Position könnte dann ein RSI von 70 sein.
Umgekehrt könnte auf die Fortsetzung eines abwärts gerichteten Trends spekuliert werden, wenn bei einem Wert der RSI von 70 in Richtung 50 fällt. Schneidet der RSI dann die Marke von 50 von oben nach unten, würde der Abwärtstrend bestätigt und eine Shortposition könnte eröffnet werden mit Kursziel RSI 30.
5. RSI-Indikator und seine Limitationen
Es ist essentiell, den RSI-Indikator im Kontext mit anderen technischen Indikatoren und Chartmustern zu verwenden, um Fehlsignale zu minimieren und eine ganzheitliche Marktanalyse zu gewährleisten. Obwohl der RSI ein mächtiges Werkzeug ist, sollte er, wie alle technischen Indikatoren, nie isoliert, sondern immer im Kontext einer umfassenden Analysestrategie verwendet werden.
Richtig und in Kombination mit weiteren Indikatoren oder anderen Signalen und Daten eingesetzt, kann der RSI-Indikator dem Trader aber äußerst wertvolle Informationen liefern, um den Tradingerfolg langfristig zu verbessern.