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Aktuelle Marktstimmung & Ausblick
Die Inflationsrate in der Eurozone ist im August weiter gesunken und liegt jetzt mit 2,2 Prozent nur noch marginal über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich derzeit beim Blick über den großen Teich, denn auch in den USA ist die Inflationsrate weiter auf dem Rückzug. Gestern wurde dort der mit großer Spannung erwartete Verbraucherpreisindex veröffentlicht und im August sank die Preissteigerung in den USA auf 2,5 Prozent zurück. Im Vormonat hatte der Verbraucherpreisindex noch bei 2,9 Prozent gelegen. Die Kernrate blieb mit 3,2 Prozent auf dem Niveau des Vormonats.
Damit steigen die Hoffnungen der Anleger auf weitere Zinsschritte der EZB und der Fed. Die EZB dürfte dies bereits heute tun und die Zinsen um 25 Basispunkte senken. Noch höher sind aber die Erwartungen an die Fed, die nächste Woche Mittwoch tagt. Auf FedWatch.com wird ein Zinsschritt um 50 Basispunkte aktuell mit einer Wahrscheinlichkeit von 13 Prozent erwartet. Vor einer Woche, vor den gestern veröffentlichten Inflationsdaten aus den USA, lag diese Wahrscheinlichkeit noch bei 40 Prozent. Offenbar hatten viele Experten mit einem noch deutlicheren Rückgang des Verbraucherpreisindex gerechnet.
Für eine Zinssenkung der Fed sprechen auch die vergangenen Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen. Denn neben der Preisfront hat die Fed den Arbeitsmarkt als zweiten wichtigen Faktor für ihre Zinsentscheidungen auserkoren. Und dieser scheint sich weiter abzukühlen, was für eine Zinssenkung sprechen könnte. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft lag mit 142.000 deutlich unter der Prognose von 164.000, die US-Arbeitslosenquote lag saisonbereinigt mit 4,2 Prozent deutlich über den Tiefstständen des Vorjahres von 3,4 Prozent.
Alle Augen sind daher auf die Fed gerichtet. Sollten die Notenbanker die Märkte am kommenden Mittwoch enttäuschen, was schon bei einem kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten der Fall sein könnte, ist der Aktienmarkt nach der Kursrallye in diesem Jahr durchaus anfällig für eine deutlichere Korrektur. Spannend wird die Marktreaktion, wenn die Fed den Leitzins tatsächlich um 50 Basispunkte senkt. Dann werden sich zwei sehr starke Fraktionen gegenüberstehen: Die einen, die das so bereits erwartet haben und die Nachrichten nun verkaufen. Und diejenigen, die darin ein Signal für weitere Zinsschritte sehen und das positiv für Aktien werten.
Was man aber unbedingt im Hinterkopf behalten sollte: Egal, wie positiv Zinssenkungen für die Aktienmärkte kurzfristig auch sein mögen, sie sind ein Signal der Sorge der Fed um die heimische Wirtschaft, die mit sinkenden Leitzinsen wieder angekurbelt werden soll.
Und dann ist da noch der ganz große Unsicherheitsfaktor: Die US-Wahlen stehen vor der Tür. Einen kleinen Vorgeschmack, was deren Ausgang für die Börse bedeuten könnte, gab es gestern. Nachdem das TV-Duell als Niederlage für Trump gewertet wurde, brach der Dow Jones in seiner ersten Handelshälfte in der Spitze um rund 700 Punkte ein. Nur um dann mit einem beeindruckenden Intraday Reversal in der zweiten Handelshälfte über 800 Punkte zuzulegen und sogar mit einem Plus von 124 Punkten zu schließen. Die nächsten Tage, Wochen und Monate dürften also turbulent bleiben.
Die zunehmende Nervosität der Anleger zeigt sich auch am Feer and Greed Index für den S&P 500. Der Index, der in der letzten Ausgabe mit einem Wert von 52 noch im neutralen Bereich lag, ist nun mit einem Wert von 43 in den Fear-Bereich abgerutscht. Die Angst der Anleger hat also wieder deutlich zugenommen, erweist sich aber als Kontraindikator für den Aktienmarkt.
Auch das Euwax Sentiment der Börse Stuttgart, das anzeigt, ob Privatanleger mit Hebelprodukten eher auf steigende oder fallende Kurse des DAX setzen, hat sich deutlich abgeschwächt. Mit aktuell -12,8 Prozent scheinen derzeit eher Absicherungsgeschäfte gegen fallende Kurse gefragt zu sein. Zum Vergleich: Anfang September lag das Euwax Sentiment noch bei über 20 Prozent.
Das Put/Call Ratio der CBOE gibt mit 0,60 weiterhin keine klare Richtung vor, hat sich aber gegenüber der letzten Newsletter-Ausgabe etwas abgeschwächt (Stand vor zwei Wochen: 0,64).