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Was ist ein Trendkanal und wie kann er im Trading genutzt werden?

by Lexikon

In der technischen Analyse ist ein Trendkanal eine spezielle Chartformation, bei der sich durch die Verbindung von mehreren Hoch- und Tiefpunkten eine Kurszone mit parallel verlaufenden Unterstützungs- und Widerstandslinien ergibt. Solange sich der Kurs des Wertpapiers innerhalb des Trendkanals bewegt, ist der Trendkanal intakt. Bricht der Kurs allerdings aus dem Trendkanal aus, kann das als Zeichen für eine Trendumkehr interpretiert werden.

Ein Trendkanal ist ein wichtiges Analysewerkzeug, das Anlegern dabei helfen kann:

A) Trends von Wertpapieren zu erkennen, beispielsweise wenn sich der Kurs weiter innerhalb des Trendkanals zwischen Unterstützung- und Widerstandslinie in Trendrichtung bewegt,

B) Preisniveaus zu finden, an denen eine Trendumkehr stattfinden könnte und darauf aufbauend Ein- und Ausstiegspunkte zu ermitteln und

C) Ausbrüche aus dem Trendkanal oder Konsolidierungen innerhalb des Trendkanals zu handeln.

Wie lässt sich ein Trendkanal bestimmen?

Egal in welche Richtung ein Trendkanal verläuft: Er wird bestimmt, indem bei Preisbewegungen eines Finanzinstruments (z.B. einer Aktie) lokale Hoch- oder Tiefpunkte durch eine Linie verbunden werden, siehe nachfolgende Darstellung 1 für den US-Technologieindex Nasdaq100:

Bildquelle: Tradingview.com

Anschließend wird eine parallele Linie zu der bereits eingezeichneten Linie auf gegenüberliegenden Extrempunkten (Hochs bzw. Tiefs) eingezeichnet, siehe Darstellung 2 zum Nasdaq100:

Bildquelle: Tradingview.com

Der grau unterlegte Bereich zwischen den beiden parallelen Trendbegrenzungslinien ist der Trendkanal. Da bei den anfangs miteinander verbundenen Tiefs jedes nachfolgende Tief über dem vorherigen liegt, handelt es sich in unserem Beispiel um einen aufwärts gerichteten Trendkanal. Neben dieser Form gibt es noch zwei weitere Trendrichtungen, die nachfolgend behandelt werden.

Mögliche Arten von Trendkanälen

Trends bei einem Wertpapier können aufwärts, abwärts oder seitwärts gerichtet sein. In die jeweilige Richtung entwickelt sich auch der Trendkanal, der als Chartindikator für weitere Handelsentscheidungen genutzt werden soll.

Ansteigender Trendkanal

Wie im vorherigen Beispiel gezeigt, besteht die Charakteristik eines ansteigenden Trendkanals darin, dass bei der Preisbewegung eines Wertpapiers auf ein Tief ein höheres Tief und auf ein Hoch ein höheres Hoch folgt. Durch die Verbindung dieser lokalen Tiefs und Hochs erhält man den Trendkanal.

Fallender Trendkanal

Erwartungsgemäß werden bei einem fallenden Trendkanal fallende Höchststände und fallende Tiefststände mit einer Linie verbunden und bilden den Trendkanal, wie das nachfolgende Beispiel der DAX-Entwicklung im Oktober 2022 zeigt:

Bildquelle: Tradingview.com

Seitwärts verlaufender Trendkanal

Bei einem seitwärts verlaufenden Trendkanal liegen aufeinanderfolgende Tiefs und Hochs in etwas auf gleicher Höhe, der Trendkanal bewegt sich damit horizontal nach rechts.

Handelsansätze – So kannst Du Trendkanäle für Dein Trading nutzen

The Trend is your Friend.

Ein Trendkanal kann Anlegern dabei helfen, auf Basis der erkannten Trendrichtung mehrere Handelsmöglichkeiten innerhalb oder außerhalb des Trendkanals umzusetzen. Er kann sich getreu der eingangs zitierten Börsenweisheit prozyklisch zum Trend positionieren.

Viele Anleger nutzen aber auch Trendkanäle, um Umkehrformationen zu erkennen und sich antizyklisch zum Trendkanal positionieren.

Minimalistischer Ansatz: Prozyklisch in Richtung des Trendkanals traden

Long-Pullback

  • Es muss sich um einen ansteigenden Trendkanal handeln
  • Der Kurs des Wertpapiers bewegt sich abwärts von der oberen Trendbegrenzung in Richtung untere Trendbegrenzung
  • Berührt der Kurs die untere Trendbegrenzung, wird knapp darüber eine Kauforder platziert (Eröffnen einer Long-Position) und auf einen Pullback in Richtung oberer Trendkanallinie spekuliert
  • Der Ausstieg erfolgt an der oberen Begrenzungslinie des Trendkanals
  • Alternativ kann der Trader auch nur die Hälfte der Position an der oberen Trendkanallinie verkaufen und mit der anderen Hälfte auf einen Ausbruch aus dem Trendkanal spekulieren.

Short-Pullback

  • Der Trendkanal muss nach unten gerichtet sein, also fallen
  • Der Kurs des Wertpapiers bewegt sich nach oben, also von der unteren Trendbegrenzung Richtung obere Trendbegrenzung
  • Sobald der Kurs die obere Trendlinie berührt, wird knapp darunter eine Verkaufsorder platziert (Eröffnen einer Short-Positiont) und auf einen Pullback in Richtung unterer Trendkanallinie spekuliert
  • Die Position wird geschlossen, wenn der Kurs auf die untere Trendkanallinie fällt
  • Alternativ kann der Trader auch darauf spekulieren, dass der Kurs beim Erreichen der unteren Trendkanallinie unter diese fällt und deshalb nur die Hälfte der Short-Position zurückkaufen. Mit der anderen Hälfte spekuliert er dann auf weiter fallende Kurse

Antizyklischer Ansatz: Mögliche Trendumkehr erkennen

Fällt der Kurs eines Wertpapiers bei einem aufwärts gerichteten Trendkanal unter die untere Begrenzungs- bzw. Widerstandslinie, d.h. bricht der Kurs auf der Unterseite aus, können Anleger auf eine Trendumkehr und weiter fallende Kurse spekulieren. Dabei sollten sie aber mit engen Stopps arbeiten, da sich dieses Signal auch schnell als Falle erweisen und der Kurs wieder in den Trendkanal zurückkehren kann. Ein möglicher (enger) Stopp-Loss könnte deshalb bei einem Ausbruch auf der Unterseite die bisherige untere Trendbegrenzungslinie oder ein Punkt knapp darüber sein.

Analog erfolgt die Herangehensweise bei einem abwärts gerichteten Trendkanal: Bricht hier der Kurs auf der Oberseite aus dem Trendkanal aus, können Anleger auf eine Trendumkehr und weiter steigende Kurse spekulieren. Auch hier sind enge Stopps wichtig, um Verluste im Falle eines False Signal zu minimieren.

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