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Was ist der Fear and Greed Index und wie kann er Anlageentscheidungen beeinflussen?

by AktivInvestor

Schon der Bankier Carl Mayer von Rothschild hielt es für eine gute Idee, an der Börse:

zu Kaufen, wenn die Kanonen donnern und zu Verkaufen, wenn die Violinen spielen.

Ersetzt man die Kanonen mit der Angst der Anleger vor Kursverlusten in turbulenten Börsenzeiten und die Violinen mit der Euphorie auf immer weiter steigende Kurse in Hausse-Phasen (und der damit verbundenen Gier nach großen Kursgewinnen), dann hat man im Grunde den Fear and Greed Index verstanden.

Da Entscheidungen von Anlegern vor allem von den Emotionen Angst und Gier angetrieben werden, misst der Fear and Greed Indexüber verschiedene Indikatoren die Börsenstimmung der Anleger und kann als wichtiger Stimmungsindikator für Kauf- und Verkaufsentscheidungen genutzt werden.

Der Fear and Greed Index ist eine Idee des Fernsehsenders CNN Business und wird dort seit 2012 tagesaktuell berechnet und veröffentlicht. Er vermittelt ein Bild über die aktuelle Marktstimmung, die über eine Skala von 0 bis 100 gemessen wird. Dabei bedeutet 0 ein Maximum an Angst (Extreme Fear) am Markt und 100 das Maximum an Gier (Extreme Greed). Liegt der Fear and Greed Index mit 50 in der Mitte der Skala, ist die Marktstimmung neutral.

Bildquelle: Fear and Greed Index bei CNN.com

Faktoren und Berechnung des Fear and Greed Index

Die Berechnung des Fear and Greed Index erfolgt über diese sieben Einzelfaktoren:

  • Put and Call Options: Das Put-/Call-Verhältnis vergleicht das Handelsvolumen von Verkaufs- und Kaufoptionen
  • Stock Price Strength: Die Aktienkursstärke misst die Zahl an Aktien, die an der New Yorker Börse neue 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreicht haben
  • Stock Price Breadth: Dieser Indikator analysiert das Verhältnis des Handelsvolumens von steigenden Aktien gegenüber fallenden Aktien.
  • Stock Price Momentum: Gemessen wird bei diesem Indikator der aktuelle Stand des S&P 500 mit seinem 125-Tage-Durchschnitt.
  • Market Volatility: Bei der Marktvolatilität wird die Schwankungsbreite über den Volatility Index (VIX) gemessen, der auf der erwarteten Schwankungsbreite des S&P 500 basiert.
  • Junk Bond Demand: Analysiert die Differenz zwischen Renditen von Anleihen mit geringer Bonität (Junk Bonds) im Verhältnis zu solchen mit hoher Bonität. Je höher der Risikoaufschlag für Junk Bonds, desto größer die Angst am Markt.
  • Safe Haven Demand: Berechnet wird die Differenz der Renditen von Aktien und Staatsanleihen, um so zu bestimmen, wie groß bzw. klein die Nachfrage der Anleger nach sicheren Geldanlagen ist.

Anlageentscheidungen auf Basis des Fear and Greed Index

Je mehr die Kurse an der Börse steigen, desto größer wird erfahrungsgemäß die Gier der Anleger nach noch höheren Kursen. Verbunden ist das meist mit einer immer größeren Risikobereitschaft der Anleger, die am Ende in Euphorie mündet, was meist das Ende eines Aufwärtszyklus markiert.

Die gleiche Dynamik entfaltet sich in abwärts gerichteten Märkten, hier nimmt die Angst vor weiteren Kursverlusten mit jedem neuen Kursrutsch zu, bis schlussendlich Panik herrscht und ein Ausverkauf oft eine Trendwende markiert.

Da die Emotionen der Anleger großen Einfluss auf die Entwicklung von Börsenkursen haben, kann man am Fear and Greed Index ablesen, auf welchem Niveau sich Aktienkurse aktuell befinden.

Überschreitet der Index beispielsweise die Marke von 50 Punkten – also die neutrale Zone – dann nimmt die Gier der Anleger immer mehr zu. Je mehr sich der Index in Richtung 100 Punkte bewegt, desto größer die Gier der Anleger nach immer höheren Kursen und Kursgewinnen. Vorsicht ist nun langsam angebracht, denn die Euphorie unter den Anlegern kann bald ihren Höhepunkt erreichen. Wenn schlussendlich am Höhepunkt der Hausse alle Anleger investiert sind und selbst der letzte Aktienmuffel zugeschlagen hat, brechen die Käufer weg und die Aktienkurse liegen möglicherweise weit über ihren fairen Wert.

Ein ähnliches Szenario bietet sich bei einem fallenden Fear and Greed Index. Je mehr sich der Index nach links bewegt, also immer stärker der Nullmarke im Bereich Fear annähert, desto schlechter ist die Stimmung der Anleger und desto mehr Kursverluste befürchten diese. Irgendwann streiken die Käufer und es kommt zum großen Ausverkauf. Das ist meist der Punkt, wo die Aktienkurse zyklische Tiefs markieren und der Trend dreht.

Deshalb ist der Fear and Greed Index ein guter Kontraindikator, um zu erkennen, wenn ein Aufwärts- oder Abwärtstrend endet. Anleger könnten also in den Markt einsteigen, wenn die Angst am größten ist und Long-Positionen schließen oder sogar auf fallende Kurse setzen, wenn alle Anleger zu gierig sind.

Foto von Tima Miroshnichenko

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