Ein weithin beliebter Handelsansatz aus dem Bereich der Charttechnik ist der Handel auf Basis von Fibonacci Retracements (bzw. Fibonacci Levels). Auf Basis historischer Kursbewegungen werden Korrekturlesen berechnet, um so mögliche Kursbewegungen von Finanzinstrumenten mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit abzuleiten.
Fibonacci-Folge in der Theorie: Wer hat’s erfunden?
Die Historie von Fibonacci Retracements reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück, als der Mathematiker Leonardo Fibonacci die nach ihm benannte Zahlenreihe entdeckt hat. Bei der Fibonacci-Folge, die zu einer der bekanntesten Formeln der Mathematik gehört, ergibt sich die nächste Zahl immer aus der Summe der beiden vorangegangenen Zahlen (0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 etc.).
Fibonacci-Retracement: Der technische Handelsansatz
Wenn nun eine Zahl aus der Fibonacci-Sequenz durch die nachfolgende Zahl dividiert wird, ergibt sich ein Wert nahe 0,618. Dividiert man eine Zahl mit der übernächste Zahl, liegt das Ergebnis immer nahe 0,382. Je höher die Zahlen, desto mehr nähern sich die Ergebnisse den idealtypischen Werten.
Die technische Analyse macht sich diese Charakteristika zunutze, um nach einer signifikanten Kursbewegung eines Wertes mögliche Korrekturlevel zu bestimmen. Dabei wird unterstellt, dass Korrekturen eines Wertes (Index, Aktie, Rohstoff, Währung etc.) am Fibonacci Retracement enden und die Bewegung dort die Richtung wechselt. Damit können Fibonacci Retracements genutzt werden, um Widerstands- (Preise steigen)- oder Unterstützungspunkte (Preise fallen) zu erkennen und damit Kauf- und Verkaufssignale für den eigenen Tradingansatz zu bestimmen.
Ausgangspunkt zur Berechnung der Fibonacci Retracements ist immer eine vorangegangen signifikante Trendbewegung eines Basiswertes in einer definierten Zeiteinheit (z.B. Wochen-, Tages- oder Stundenchart), bei der im Rahmen einer Korrekturbewegung die entsprechenden Korrekturpunkte berechnet werden können. Die bekanntesten Marken sind:
- 38,2 %
- 50,0 %
- 61,8 %
- 76,4 %
Der aufmerksame Leser erkennt jetzt die im obigen Berechnungsbeispiel bereits beschriebenen Werte 0,618 und 0,382.
Ein- und Ausstiegssignale mit Fibonacci-Retracements erkennen
Einstiegssignale in Trendmärkten (Long / Short) bestimmen
An den errechneten Korrekturleveln können Trader ihre Orders platzieren. In einem intakten Aufwärtstrend beispielsweise eine Kauforder, wenn der Kurs in einer Korrekturbewegung auf ein berechnetes Korrekturlevel zurückfällt (z.B. auf das 38,2 Prozent Retracement). Dabei wird unterstellt, dass das Retracement als Unterstützungslinie wirkt und die im Rahmen der Korrekturbewegung fallenden Kurse anschließend wieder in die Trendrichtung steigen.
In abwärts gerichteten Märkten funktioniert die Systematik nach dem gleichen Prinzip, nur dass hier die Korrekturbewegung im Rahmen eines intakten Abwärtstrends als Einstieg für eine Short-Spekulation genutzt wird.
Fibonacci-Retracements als antizyklisches Handelssignal nutzen
Sehr beliebt sind Fibonacci-Retracements bei Tradern zur Positionseröffnung im Rahmen eines antizyklischen Handelsansatzes. Oft in Verbindung mit weiteren Indikatoren wie Bollinger Bändern und technischen Signalen wie eine Umkehrkerze.
Eine Position könnte ein Trader beispielsweise eröffnen, wenn der Kurs eines Wertes im Rahmen seiner Korrekturbewegung vom 50 Prozent- zum 38,2-Prozent Retracement an diesem abprallt und dabei eine Umkehrkerze ausbildet. Der Händler spekuliert dann mit der Eröffnung seiner Position auf die Rückkehr zum 50 Prozent-Retracement, wo er die Hälfte der Position schließt.
Mit der anderen Hälfte spekuliert er auf eine weitere Bewegung Richtung 61,8 Prozent-Retracement. Seine Position sichert er an der Nulllinie, also am Start der Korrekturbewegung ab.