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AktivInvestor Premium 19/2025: Kanzlerwahl, Zollpolitik, Fed und Bilanzen im Blick

by AktivInvestor

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

schwarzer Rauch stieg am Montag über dem Berliner Reichstagsgebäude auf, als der Deutsche Bundestag der neuen Koalition aus CDU und SPD die erste richtige Klatsche verpasste und Friedrich Merz im ersten Anlauf nicht die nötigen Stimmen erhielt, um zum Bundeskanzler gewählt zu werden. Ein Vorgang, den es in der Geschichte der Bundesrepublik bislang noch nicht gegeben hat und der der Koalition einen denkbar schlechten Start in den viel beschworenen Aufbruch bescherte.

Im zweiten Anlauf, der nach einem Eilantrag noch am selben Tag stattfand, funktionierte es zwar mit 325 Stimmen, aber Merz startet damit bereits maximal beschädigt in sein Amt. Welche Auswirkungen diese historische Niederlage auf die Börse hat, darauf gehe ich ausführlicher im Abschnitt Marktstimmung & Ausblick ein.

Beinahe historisches hat auch der DAX vollbracht und sich mit unglaublichem Tempo von seinem Absturz Anfang April erholt. Genau einen Monat hat es gedauert, dass der deutsche Leitindex von 18.489 Punkten (7. April) bis auf 23.390 Punkte (06. Mai) 4.900 Punkte bzw. 26 Prozent zulegen und damit fast wieder sein Rekordhoch aus dem März bei 23.476 Punkten erreichen konnte. Damit sind alle Verluste nach dem Zoll-Schock wieder aufgeholt und der DAX hat eine klassische V-förmige Erholung hingelegt.

Ob das bisherige Rekordhoch in den nächsten Tagen noch erreicht werden kann oder dem DAX kurz davor wieder die Luft ausgeht, dass versuche ich durch Betrachtung der Sentiment- und Indikatorenlage sowie im Rahmen einer kleinen technischen Analyse herauszufinden.

Nachdem es in der letzten Woche urlaubsbedingt (auch das muss sein) kein Update zu den Depotwerten gab, kann ich in dieser Woche über den erfolgreichen Depotneuzugang der q.beyond AG berichten. Wie sich die Aktien nach dem Zukauf in den letzten zwei Wochen geschlagen haben, erfahren Sie wie gewohnt weiter unten in dieser Ausgabe.

Von der Rallye am Gesamtmarkt profitieren auch alle anderen Werte im AktivInvestor-Depot. Aber auch jede Menge Quartalszahlen sorgen für ordentlich Bewegung. Vor allem die Aktien von Bayer, SFC Energy und PVA Tepla konnten in den letzten Tagen kräftig zulegen und sind im Falle von PVA Tepla nur knapp am Verkaufslimit vorbeigeschrammt. Neben allen wichtigen Nachrichten zu einzelnen Depotwerten im Depot-Update gibt es selbstverständlich auch in dieser Ausgabe die bekannte Übersicht der bislang abgeschlossenen Depot-Verkäufe.

Wenig passiert ist bei den beiden noch auf der Wachtlist stehenden Werten. Aktuell schaue ich mich aber sehr genau um, um mit spannenden Werten die Liste wieder etwas länger zu bekommen.

Aus meiner Sicht wichtige Nachrichten von konjunktureller Seite und aus Unternehmen finden Sie wie gewohnt im News-Update am Ende der Ausgabe.

Ganz am Ende dieser Ausgabe stelle ich Ihnen in der Rubrik Finanzwissen vor, was die EBIT-Marge ist und wie sie Anlegern bei der Aktienanalyse helfen kann.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der vorliegenden Ausgabe.

Es grüßt Sie herzlich, Ihr

Torsten Pinkert (Chefredakteur)

Marktstimmung & Ausblick

Kanzlerwahl, Zollpolitik, Fed und Quartalsbilanzen im Blick

Es ist einiges los an der Börse. Nachdem US-Präsident Trump Anfang April mit seinen Zolldrohungen die Finanzmärkte noch auf Talfahrt geschickt hat, sorgt hier die scheinbare Entspannung für eine Kursrallye. Zumal er vorerst auch seine verbalen Attacken auf Fed-Chef Powell eingestellt hat.

Gespannt auf die Fed blickten zur Wochenmitte auch die Anleger, denn die hat ihre Entscheidung zur geldpolitischen Ausrichtung verkündet. Wie erwartet blieben die Leitzinsen in den USA unverändert bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Grund dafür dürfte auch der Freitag letzter Woche veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht gewesen sein, denn der fiel deutlich besser als erwartet aus. Statt der erwarteten 138.000 Stellen wurde im April 177.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft neu geschaffen. Die US-Arbeitslosenquote verharrt unverändert bei 4,2 Prozent. Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich also weiterhin sehr robust und nach der Veröffentlichung legten die Aktienmärkte weiter zu. Damit bleibt die Fed ihrer Linie treu und lässt sich auch von Trumps Forderungen nach schnellen Zinssenkungen nicht beeindrucken.

Im Statement zum Zinsentscheid wird außerdem darauf verwiesen, dass die Inflationsrisiken und die Risiken am Arbeitsmarkt zuletzt gestiegen sind, was nicht für schnell sinkende Zinsen spricht. Entsprechend wird für die kommende Fed-Sitzung im Juni aktuell nur mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 29 Prozent mit einer Senkung der Leitzinsen gerechnet. Im Juli rechnen die Experten dann allerdings mit knapp 56 Prozent mit einem kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten auf 4,00 bis 4,25 Prozent (Quelle: FedWatch.com).

Im Fokus deutscher Anleger stand auch die gestrige Wahl des neuen Bundeskanzlers. Wie eingangs schon beschrieben, passierte hier historisches. Denn erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik scheiterte Friedrich Merz bei der Wahl zum neuen Bundeskanzler im ersten Wahlgang. Zwar klappte das im zweiten Versuch, aber Merz und seine Koalition aus CDU/CSU und SPD dürfte nun schon ziemlich angeschlagen starten. Auch an der Börse sorgte das kurz für Schockmomente und der DAX unterbrach die Rallye der letzten Wochen und gab deutlich nach. Scheinbar trauen sogar einige der eigenen Parteikollegen Friedrich Merz nicht zu, das Ruder in der deutschen Wirtschaft herumzureißen und das Land aus der jahrelangen Lethargie zu führen. Nach dem erfolgreichen zweiten Wahlgang hat er jetzt die Gelegenheit bekommen, das Gegenteil zu beweisen.

Nichtsdestotrotz bleibt die Kursrallye der letzten vier Wochen beeindruckend: Der DAX legt innerhalb kürzester Zeit rund 26 Prozent zu und erholt sich damit auch V-förmig von seinem Kurseinbruch Anfang April. Profitieren kann davon bislang der breite Markt, also auch die besonders hart abgestraften Technologiewerte. Aktuell läuft die Berichtssaison auf Hochtouren und vor allem die US-Tech-Riesen um Microsoft und Meta trugen mit positiven Quartalsbilanzen zur weiteren Kurserholung bei. Bleibt zu hoffen, dass die momentan gute Stimmung nicht wieder durch einen Schnellschuss von Donald Trump vermasselt wird. Außerdem hat auch der sich zuspitzende Konflikt zwischen Indien und Pakistan Potenzial, negativ auf die Kurse zu wirken.

Sentiment- und Indikatorenlage

Weiter deutlich verbessert hat sich im Zuge der kräftigen Kursgewinne der vergangenen Wochen auch die Stimmung der Anleger.

Der von CNN berechnete Fear & Greed Index auf den S&P 500, der vor vier Wochen noch auf 4 Punkte eingebrochen war, erholt sich weiter deutlich und liegt mit aktuell 58 Punkten sogar schon wieder im Greed-Bereich. Die extreme Angst vor starken Kursverlusten hat sich somit innerhalb kürzester Zeit wieder in die Gier nach Kursgewinnen geändert.

Bildquelle: CNN.com

Auch die Stimmung deutscher Anleger verbessert sich weiter, abzulesen am Euwax Sentiment der Börse Stuttgart. Mit ca. 10 Punkte rechnet die Mehrheit der Anleger mit einem weiter steigenden Markt.

Der Angstindex VIX (CBOE Volatility Index), der die Schwankungsbreite des S&P 500 misst, folgt diesem Trend. Übersprang er Anfang April im Panikmodus noch die Marke von 50 Punkten, fällt er jetzt weiter auf aktuelle 24 Punkte zurück und nähert sich damit wieder etwas mehr der Normalität an.

Leicht gegen den Trend entwickelt sich dagegen das von der American Association of Individual Investors (AAII) berechnete Anleger-Sentiment. Die Zahl der bullisch eingestellten Anleger geht leicht auf 20,9 Prozent zurück (Vorwoche: 21,9 Prozent), die der bärisch eingestellten Anleger steigt auf 59,3 Prozent nach zuvor 55,6 Prozent. Es rechnet also weiter eine Mehrheit mit Kursverlusten in den nächsten 6 Monaten.

Nach V-förmiger Erholung: DAX testet Rekordhoch aus dem März

Chartquelle: TradingView

Die Erleichterungsrallye nach dem Einbruch Anfang April ging auch in den letzten beiden Wochen weiter und der DAX hat mit dem bisherigen Wochenhoch bei 23.389 Punkten fehlt nicht mehr viel bis zum Rekordhoch aus dem März bei 23.476 Punkten. Und auch wenn einige Indikatoren nach der Rallye der letzten Wochen (knapp 5.000 Punkten in einem Monat!) inzwischen auf überkauft stehen, ist der Aufwärtstrend charttechnisch weiter intakt.

Auf der Oberseite liegt der nächste Widerstand aktuell bei 23.400 Punkten, danach beim bisherigen Rekordhoch bei 23.476 Punkten. Wird dieser Bereich überwunden, ist Luft nach oben bis in den Bereich 23.600 Zähler.

Wichtige Unterstützung auf der Untersetze liegen derzeit bei ca. 22.955 Punkten (Zwischenhoch aus dem Februar), bei ca. 22.570. Punkten (Zwischenhoch vom April), danach am Februar-Zwischentief bei ca. 22.230 Punkten und am Januar-Zwischenhoch bei ca. 21.800 Punkten.

Deutlich weiter unten liegen wichtige Haltemarken im Falle größerer Rücksetzer u.a. bei 21.440 Punkten, an der runden Marke von 21.000 Punkten und am Dezemberhoch bei 20.253 Punkten

Update: News zu Depotwerten

In der vergangenen Woche gab es zahlreiche Nachrichten zu Einzelwerten aus dem AktivInvestor-Depot. Hier der Überblick:

q.beyond nach dem Kauf: Starker Depoteinstand

Chartquelle: TradingView

Wie angekündigt habe ich nach dem Versand der letzten Ausgabe zum Xetra-Schlusskurs die Aktien von q.beyond für das AktivInvestor-Depot gekauft. Ins Depot gewandert sind die Aktien damit zum Kurs von 0,7560 Euro.

Über meine Gründe für den Kauf habe ich zuletzt ausführlich in Ausgabe 17/2025 berichtet. Neben meiner Erwartung einer positiven Geschäftsentwicklung aufgrund der Positionierung des Unternehmens in Wachstumsfeldern wie Cloud Computing, IT-Security und künst…

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