Auf der Suche nach technischen Indikatoren, um die Trading-Ergebnisse zu verbessern, stoßen Anlegende schnell auf den Stochastik Indikator. Ein Instrument, das in so ziemlich jeder gängigen Chartsoftware installiert ist und meist gute Signale für Daytrading- und Swingtrading-Strategien liefert.
Was ist der Stochastik Indikator?
Entwickelt wurde der Stochastik Indikator in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts von George C. Lane. Allerdings hat der Stochastik Indikator – wie der Name grundsätzlich vermuten lassen würde – nicht viel mit dem Teilgebiet der Mathematik zur Beschreibung von Wahrscheinlichkeiten zu tun.
Vielmehr handelt es sich um einen Momentum-Indikator, aus dem zukünftige Kursbewegungen abgeleitet werden sollen. Dazu wird der aktuelle Schlusskurs eines Wertes (zum Beispiel einer Aktie) ins Verhältnis zur maximalen Handelsrange (Hoch-Tief-Spanne) für einen bestimmten Zeitraum (Beobachtungszeitraum) gesetzt. Die Annahme ist, dass sich der Schlusskurs des beobachteten Wertes in einem Abwärtstrend am unteren Ende der Handelsspanne bewegt und – analog – in einem Aufwärtstrend am oben Ende der Handelsspanne.
Mit dem berechneten Wert des Stochastik Indikators soll also bestimmt werden, ob sich der beobachtete Wert in einer überkauften oder überverkauften Marktlage befindet.
Wie wird der Stochastik Indikator berechnet?
Für die Berechnung des Stochastik Indikators benötigt man:
- einen Beobachtungszeitraum (beispielsweise Handelsperiode von 7 oder 14 Tagen oder Minuten, Stunden oder Wochen) und
- die maximale Handelsspanne innerhalb dieser Handelsperiode.
Der Stochastik Indikator besteht aus zwei exponentiellen Durchschnittslinien, der %K-Linie und der %D-Linie und pendelt zwischen den Werten 0 und 100.
Berechnet wird die %K-Linie, indem die Differenz des heutigen Schlusskurses zum Periodentiefstkurs durch die Differenz von Periodenhoch und Periodentief dividiert und der Quotient anschließend mit 100 multipliziert wird.
Die %D-Linie (in Chartsoftware meist gestrichelt dargestellt) ist ein einfacher gleitender Durchschnitt der %K-Linie.
Wie lassen sich die Werte des Stochastik Indikators als Handelssignale interpretieren?
In der am häufigsten verwendeten Einstellung wird für die Berechnung der %K-Linie ein Zeitraum von 5 (Stunden, Tagen, Wochen) und für die %D-Linie ein Zeitraum von 3 (Stunden, Tagen, Wochen) angenommen. Damit wird auch die sogenannte „Fast Stochastik“ angegeben.
Bei einem Stochastik-Wert von 0% liegt der Schlusskurs des beobachteten Wertes auf dem niedrigsten Niveau im Betrachtungszeitraum. Entsprechend notiert der Schlusskurs des Wertes bei einem Stochastik von 100% auf dem höchsten Wert des gewählten Betrachtungszeitraumes.
Überkaufte Marktlage
Eine überkaufte Lage beim beobachteten Wert wird deshalb bei einem Stochastik-Indikator im Bereich von 70% bis 100% unterstellt.
Überverkaufter Marktlage
Als überverkauft wird die Lage bei einen Wert angenommen, wenn der Stochastik Indikator zwischen 30% und 0% notiert.
Divergenzen im Stochastik Indikator identifizieren
- Als Verkaufssignal interpretieren Experten, wenn die %K-Linie die %D-Linie von oben nach unten schneidet.
- Ein Kaufsignal ist entsprechend dieses Ansatzes, wenn die %K-Linie die %D-Linie von unten nach oben schneidet.
Bewegung des Stochastik Indikators in die Extremwerte
Klettert der Stochastik-Indikator über die obere Signallinie bei 70%, dann wird das als Signal für eine überkaufte Situation des beobachteten Wertes (Aktie, Index etc.) gewertet. Die Folge könnte eine Korrektur am Markt mit entsprechender Abwärtsbewegung sein. Das Signal verstärkt wird zudem, wenn %K-Linie und %D-Linie im überkauften Bereich (also über dem 70%-Bereich) nach unten abdrehen.
Analog verhält es sich auf der gegenüberliegenden Extremseite: Fällt der Stochastik Indikator unter den Extrembereich von 30%, dann wird der Markt bzw. Wert als überverkauft eingestuft und es könnte eine Gegenbewegung erfolgen. Diese wird verstärkt, sollten %K-Linie und %D-Linie im überverkauften Bereich nach oben drehen.
Mögliche Fehlsignale des Stochastik Indikators
Der Stochastik Indikator liefert vor allem in Seitwärtsphasen gute Signale. Recht fehleranfällig ist er allerdings in starken Trendphasen, wenn Überkauft- oder Überverkauft-Werte gemessen werden, der Markt sich aber weiter unbeirrt in Trendrichtung bewegt. Hier kann es schnell zu teuren Fehlsignalen kommen.
Um die Zuverlässigkeit und Aussagekraft des Stochastik Indikators zu erhöhen, sollte er deshalb immer in Kombination mit anderen Indikatoren verwendet werden.